
Oslo, 8. September 2020. Die jährliche Analyse des DNV GL über die Energiezukunft der Welt, der “Energy Transition Outlook”, zeichnet ein Bild eines anhaltenden, schnellen Wandels. Bis 2050 wird Strom aus erneuerbaren Quellen fast 50 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs ausmachen. Allerdings reicht diese Reduzierung nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. „Die wahrscheinlichste Entwicklung, die DNV GL sieht, wird der Welt bereits 2028 einen Temperaturanstieg von 1,5 Grad bescheren. Bis 2050 wird die Temperatur um zwei Grad und im Jahr 2100 auf 2,3 Grad gestiegen sein. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts ist die Welt weit davon entfernt, das Ziel des Pariser Abkommens von 1,5 Grad zu erreichen“, erklärt Remi Eriksen, CEO von DNV GL, anlässlich der Präsentation des Forschungsberichtes zur Energieentwicklung.
Die Pandemie habe dazu geführt, dass die Wirtschaftstätigkeit der Welt in diesem Jahr um etwa neun Prozent zurückgegangen ist. Im Jahr 2020 wird der Energiebedarf gegenüber 2019 um acht Prozent sinken, prognostiziert der Energy Transition Outlook. Der Energieverbrauch wird zwischen sechs und acht Prozent niedriger sein als vor COVID-19 angenommen. Der Höhepunkt der CO2-Emissionen aus dem Energieverbrauch sei überschritten, die Emissionen werden nie wieder so hoch sein wie 2019. “Um die Klimaziele zu erreichen, müsse die Welt die Emissionen in den nächsten 30 Jahren jedes Jahr so stark reduzieren wie in diesem Jahr”, erklärte Eriksen. „Natürlich ist es keineswegs nachhaltig, die Gesellschaft so vollständig wie in diesem Jahr zu schließen, und wir müssen bessere und nachhaltigere Lösungen finden, um die Emissionen in Zukunft zu reduzieren, die kein ähnliches menschliches Leid verursachen.“
Energie aus fossilen Quellen wie Öl und Gas werde für Norwegen wichtig und werde auch weiterhin wichtig sein – auch für den Rest der Welt, teilt das Unternehmen mit. Für weitere fünf Jahre wird Öl die weltweit größte Energiequelle sein. Im Jahr 2026 wird Gas Öl als größte Energiequelle ablösen, und die Gasproduktion wird bis 2035 steigen. Auch im Jahr 2050 wird Gas weiterhin die größte Energiequelle weltweit sein.

In einer Welt, in der bis 2050 keine Nettoemissionen anfallen sollen, muss das Gas dekarbonisiert werden, aber nach Berechnungen von DNV GL wird dies viel zu spät und viel zu langsam beginnen. Erst im Jahr 2035 werden Instrumente wie die CO2-Preisgestaltung den Übergang wirklich in Gang setzen.
Bis 2050 werden erst 13 Prozent des Erdgases entkohlt sein – die Hälfte durch Umwandlung des Gases in blauen Wasserstoff, die andere Hälfte durch Kohlenstoffabscheidung und -speicherung – beispielsweise in Gaskraftwerken und in der Schwerindustrie. Dies sei eine Herausforderung – auch für Norwegen, das heute vollständig von Gasexporten in ein immer grüneres Europa abhängig ist. Gleichzeitig biete es eine Gelegenheit für die Entwicklung der notwendigen Technologien und Lösungen für die Wasserstoffproduktion sowie für die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS).
Die Umstrukturierung vollzieht sich im Bereich erneuerbarer Energien sehr zügig. In den nächsten 30 Jahren wird beispielsweise die Solarenergie um das 20-Fache und die Windkraft um das 10-Fache wachsen. Dies biete auch Chancen für Norwegen.
Eriksen erinnert daran, dass es erst zwei Jahre her sei, dass Equinor den weltweit ersten Offshore-Windpark in der Buchan Deep vor der Küste Schottlands eröffnet hat. In zwei Jahre liefern werden elf Turbinen des Hywind-Tampen-Windparkes jeweils acht Megawatt Strom liefern. Die Analyse sagt voraus, dass schwimmende Offshore-Windkraft bis 2050 weltweit eine Kapazität von 250 Gigawatt haben wird. Dies entspricht 3.000-Hywind Tampen-Parks innerhalb von 30 Jahren. Fast 500 davon werden in Europa erwartet.
DNV GL geht davon aus, dass es 2050 weltweit 66 Prozent mehr Autos geben wird als heute. Die laufende Umstrukturierung bedeutet, dass im Jahr 2032 so viele Elektroautos wie Autos mit Verbrennungsmotor verkauft werden, was wiederum bedeutet, dass der Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen für den Verkehr im Jahr 2050 im Vergleich zu heute niedriger sein werden.
In anderen Sektoren wie Schifffahrt, Luftfahrt und Industrie vollziehen sich die Veränderungen viel langsamer.
„Wir müssen alle dazu beitragen, praktische Lösungen für die Klimakrise zu finden – jetzt, unabhängig von der aktuellen Pandemie“, betont Remi Eriksen. „Die rasante Entwicklung der Solar-, Wind- und Batterietechnologien gibt mir Hoffnung. Ich hoffe, wir finden Lösungen. Ein starker politischer Wille und gezielte politische Anreize werden jedoch von entscheidender Bedeutung sein. Dekarbonisiertes Erdgas, einschließlich Wasserstoff, wird eine Schlüsselrolle beim Übergang zu einer nachhaltigen Energiezukunft spielen, die wir alle wollen und dringend brauchen. „
Der „Energy Transition Outlook“ wird am 9. September 2020, 10.00 Uhr, vorgestellt. Finden Sie hier mehr Informationen. An der Diskussion werden folgende Experten teilnehmen:
- Andreas Sohmen-Pao, Chairman, BW Group
- Claire O’Neill, Managing Director Climate & Energy, WBCSD; former UK Minister of Energy & Growth
- Kjerstin Braathen, CEO, DNB
- Ivor Catto, Group CEO, RES
- Tina Bru, Norwegian Minister of Petroleum & Energy
- Peter Raftery, Global Head of Technical & Commercial Asset Management, Blackrock
- Steinar Eikaas, Vice President Low Carbon Solutions, Equinor
- Maria Moræus Hanssen, Non-Executive Director at Scatec Solar; former COO & Deputy CEO Wintershall Dea
- Remi Eriksen, CEO & President, DNV GL
Finden Sie hier den Energy Transition Report zum Download.