
Oslo, 6. September 2020. In einer Tiefe von 490 Metern hat der norwegische Netzbetreiber Statnett während der Inspektion eines Unterwasserkabels auf dem Meeresboden das Wrack des deutschen Kriegsschiffs „Karlsruhe“ entdeckt, das am 9. April 1940 den Angriff des deutschen Naziregimes auf Norwegen anführte. Der deutsche Kreuzer wurde vor Fort Odderøya südlich von Kristiansand von einem britischen U-Boot torpediert und von den Deutschen selbst versenkt.
„Karlsruhe“ sei das einzige der großen deutschen Kriegsschiffe, das beim Angriff auf Norwegen mit unbekannter Position verloren ging, teilt Statnett mit. Jetzt endlich sei das Grab dieses wichtigen historischen Akteurs gefunden worden, sagt Frode Kvalø, Archäologe und Forscher am norwegischen Schifffahrtsmuseum.

Das Wrack wurde bereits vor drei Jahren entdeckt. Erst in diesem Sommer hatten Projektingenieur Ole Petter Hobberstad und André Waldorff von Statnett Zeit und Gelegenheit, mehr über das versunkene Schiff zu erfahren, das 13 Seemeilen von Kristiansand auf dem Meeresgrund lag. Von dem Spezialschiff Olympic Taurus aus wurde das Wrack mit einem Unterwasserroboter und einem Mehrstrahl-Echolot erkundet. „Als wir sahen, dass das Schiff torpediert aussah, war uns klar, dass es aus dem Krieg stammte. Wir waren sehr überrascht von der Größe des Wracks“, sagt Hobberstad.
Das Wrack hat eine Länge von 174 Metern, ausgestattet mit Dampfturbinen und neun Kanonen. Die Bilder von „Karlsruhe“ auf dem Meeresboden böten einen seltenen Anblick, so Kvalø. Normalerweise würden große Kriegsschiffe mit einem hohen Schwerpunkt kippen, wenn sie sinken. „Aber Karlsruhe steht fest auf dem Kiel 490 Meter unter dem Meeresspiegel, und die Kanonen zeigen bedrohlich ins Meer. Mit neun 150-Millimeter-Kanonen auf drei Kanonentürmen war dies das größte und furchterregendste Schiff der Angriffsgruppe gegen Sørlandet.“ Wie Kvalø weiter berichtet, sei das Schiffswrack als Kulturdenkmal registriert. Er hofft, dass das Wrack Antworten auf mehrere wissenschaftliche Fragen im Zusammenhang mit dem Verlauf der Ereignisse am 9. April 1940 gibt.

An der Entdeckung des Wracks waren die Firmen TechnipFMC, Olympische Schifffahrt, Oceaneering, Isurvey und Nexans beteiligt.