
Washington, D.C., 12. August 2020. Der Vorstand des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat am 22. Juli die Stabilitätsbewertung des norwegischen Finanzsystems abgeschlossen. Im jetzt vorliegenden Bericht bescheinigt er den Aufsichtsbehörden in Norwegen eine gute Arbeit zur Stärkung des Finanzsystems, wobei noch Potenzial zur Verbesserung vorhanden sei.
Ein Großteil der Arbeit des Financial Sector Assessment Program (FSAP) wurde vor der COVID-19-Pandemie durchgeführt. Angesichts des Fokus des FSAP auf mittelfristige Herausforderungen und Schwachstellen bleiben die Ergebnisse und Empfehlungen zur Stärkung der politischen und institutionellen Rahmenbedingungen relevant, heißt es in einer Pressemitteilung des IWF. Der Bericht wurde aktualisiert, um wichtige Entwicklungen und politische Änderungen seit Abschluss der Missionsarbeit widerzuspiegeln. Er enthält auch eine Risikoanalyse, die die möglichen Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Zahlungsfähigkeit von Banken quantifiziert.
Seit dem letzten FSAP im Jahr 2015 hätten die norwegischen Behörden willkommene Schritte zur Stärkung des Finanzsystems unternommen, so die Einschätzung des IWF. Die regulatorischen Kapitalanforderungen für Banken wurden erhöht und Maßnahmen ergriffen, um die schwache Kapitalposition der Versicherer zu stärken. Neben anderen makroprudenziellen Maßnahmen seien vorübergehende kreditnehmerbasierte Maßnahmen für Wohnhypotheken eingeführt worden, die sich offenbar moderat auf die Segmente des Immobilienmarktes ausgewirkt haben. Der Abwicklungsrahmen sei ebenfalls gestärkt worden, indem die Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Banken (BRRD) umgesetzt und Finanstilsynet (FSA) als Abwicklungsbehörde benannt wurde.
Die Stresstests des FSAP zur Ausstattung der Banken und Versicherer mit Eigenkapitel zeigten, dass der COVID-19-Schock zwar voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalquoten haben wird, alle Banken im Test jedoch weiterhin konservative Hürden von rund zehn Prozent erfüllen. Die Stresstests bezüglich der Liquidität deuteten auf eine kurzfristige Belastbarkeit hin, können jedoch über längere Zeiträume zu Spannungen führen. Angesichts der beispiellosen Natur der Pandemie unterliegen die Ergebnisse Unsicherheiten und Abwärtsrisiken, schreibt der IWF. Eine neuartige Bewertung des klimabedingten Übergangsrisikos legt nahe, dass ein starker Anstieg der Kohlenstoffpreise erhebliche, aber überschaubare Auswirkungen auf die Kreditverluste der Banken in Norwegen haben würde.
Die norwegischen Behörden lockerten die makroprudenzielle Politik und ergriffen Maßnahmen zur Unterstützung der Liquidität der Banken als Reaktion auf die COVID-19-Krise, die dazu beigetragen hat, ihre Auswirkungen abzuschwächen. Im weiteren Sinne ist die Aufsicht über den Finanzsektor gut entwickelt, bestätigt der IWF, obwohl noch Verbesserungspotenzial besteht. Der makroprudenzielle politische Rahmen sei umfassend, könnte jedoch durch die Festlegung einer politischen Strategie und die weitere Verbesserung der Koordinierung zwischen den Agenturen gestärkt werden. Die operative Unabhängigkeit der Aufsichtsbehörde sollte erhöht werden, empfiehlt das Institut. Darüber hinaus könnte der Risikofokus seiner Aufsichtstätigkeiten weiter gestärkt werden, was eine genauere Prüfung kleinerer Banken und ausländischer Zweigstellen zur Folge hätte. Die Behörden sollten sich vor einer Abschwächung der Kapitalanforderungen durch die Umsetzung des europäischen Rechtsrahmens schützen. Sie werden auch ermutigt, die Kontrolle über die Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken der Banken zu stärken und Datenlücken zu schließen. Die verbleibenden Schwachstellen in der Wirksamkeit der Überwachung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sollten behoben werden. Während Norwegens Rahmen für die Minderung des Cybersicherheitsrisikos weiterentwickelt wird, sollte die Überwachung des Cybersicherheitsrisikos von Zahlungssystemen weiter intensiviert werden.
Der IWF überprüft regelmäßig die Finanzsysteme der wichtigsten Mitgliedstaaten, um Schwächen und Stärken zu bewerten und Maßnahmen vorzuschlagen, die zu robusteren Finanzsystemen beitragen können. Das Programm wird als Financial Sector Assessment Program (FSAP) bezeichnet und ist ein wichtiger Bestandteil der Finanzüberwachung des IWF. Seit 2010 werden in den Ländern mit der größten Bedeutung für das globale Finanzsystem alle fünf Jahre FSAP-Überprüfungen durchgeführt. Dies schließt Norwegen ein. Während der letzten FSAP-Überprüfung haben Experten des IWF eine Reihe von Treffen mit den norwegischen Behörden, Finanzinstituten und der Fachwelt abgehalten.
Finden Sie hier weitere Informationen zur Zusammenarbeit Norwegens mit dem IWF.
Laden Sie hier den Bericht des IWF zur Stabilitätsbewertung norwegischer Banken und Versicherungen herunter.