
Berlin, 12. Juni 2020. Norwegens Entwicklungsminister Dag-Inge Ulstein will mehr Kooperation bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Corona. Auf einer Online-Pressekonferenz zum Stand der Erforschung eines Impfstoffes gegen das Virus, zu der die norwegische Botschaft am 5. Juni eingeladen hatte, sagte Ulstein, man könne COVID-19 nicht mit anderen Krankheiten vergleichen. Pandemien der vergangenen Jahre seien eher regional begrenzt gewesen. Nun stehe man vor einer globalen Herausforderung, die auch nur global gelöst werden könne.
Norwegen ist der drittgrößte Geber zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen Corona. Das Land ist Mitbegründer der Globalen Koalition zur Prävention von Epidemien und Pandemien (Cepi) sowie der Impfallianz CAVI. Nun wird Norwegen an zwei weiteren internationalen Initiativen teilnehmen, um einen Impfstoff für die norwegische Bevölkerung und die Bevölkerung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu erhalten: der Inclusive Vaccine Alliance, in der sich Frankreich, Deutschland, Italien und die Niederlande mit Unterstützung der Europäischen Kommission für die Entwicklung und Produktion des Covid-19-Impfstoffes und dessen Verbreitung in einkommensschwachen Ländern engagieren, sowie an dem Finanzierungsprogramm „Global Covid-19 Vaccine Procurement Facility“ (Covax). Bei Covax handelt es sich um eine globale Initiative, die dazu beitragen soll, den Zugang zu Covid-19-Impfstoffen in allen Ländern unabhängig von der Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.
“Norwegen ist ein wesentlicher Treiber für einen weltweit gerechten Zugang zu Impfstoffen. Cepi hat mit dem Impfstoffhersteller AstraZeneca eine Vereinbarung über die Herstellung von 300 Millionen Dosen unterzeichnet, die im Rahmen des globalen Finanzierungsprogramms Covax zur Verfügung gestellt werden sollen, wenn die Impfstoffentwicklung erfolgreich ist. Wir brauchen große und einflussreiche Länder wie Deutschland und Frankreich, um Covax dabei zu helfen, die notwendige Macht zu erlangen und ein effektives System zu werden. Arme Entwicklungsländer sollten Zugang zu Impfstoffen haben. Deshalb ist die Zusammenarbeit zwischen der Inclusive Vaccine Alliance und Covax so wichtig”, so Ulstein.
Jakob Cramer, CEPI‘s Leiter des Bereiches Klinische Entwicklung, erklärte, dass es normalerweise Jahre dauere, um einen Impfstoff für eine neue Krankheit zu entwickeln. Viele Arbeiten fänden parallel statt. In der Koalition CEPI seien gegenwärtig neun Institute an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Corona beteiligt, drei in den USA, drei in Europa und drei in Asien. Bei COVID-19 müsse man sich von der traditionellen Arbeitsweise der Entwicklung eines Impfstoffs verabschieden. Neue Technologien seien nötig und neue Produktionskapazitäten müssten geschaffen werden. Es sei wichtig, das Wissen zusammenzuführen und der Forschung Zugang zu den verschiedenen Plattformen zu gewähren, weil es keinerlei Erfahrungen mit dem Virus gebe.
Normalerweise dauere es sechs bis elfeinhalb Jahre, bis ein Impfstoff entwickelt wird. “So viel Zeit haben wir nicht”, sagte Cramer. Es müsse gelingen, einen Impfstoff in zwölf bis 18 Monaten zur Marktreife zu bringen. Dafür seien ein vielfältiges Portfolio an Impfstoffkandidaten, wissenschaftliche Projekte zur Beschleunigung der Impfstoffentwicklung, eine globale Vielfalt der Impfstoffentwickler, eine globale Präsenz der Impfstoffhersteller sowie eine fairen Verteilung der Impfstoffe notwendig.
Auch Frederik Kristensen, stellvertretender CEO von CEPI, forderte einen besseren Mechanismus zur Entwicklung von Impfstoffen. Insbesondere müsse gewährleistet werden, das die Zugangsbedingungen zu den Forschungsergebnissen geteilt werden und auch arme Länder Zugang haben.
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