Norwegens Regierung präsentiert Wasserstoffstrategie

Oslo, 3. Juni 2020. Norwegen setzt zur Erreichung der Klimaziele stärker auf den Einsatz von emissionsfreien oder emissionsarmen Wasserstoff. Vor allem sollen Technologien und Demonstrationsprojekte gefördert werden. Tina Bru, Norwegens Ministerin für Petroleum und Energie, und Umweltminister Sveinung Rotevatn stellten heute in Oslo die Wasserstoffstrategie der Regierung vor, die den Grundstein für die Förderung der Produktion und den Einsatz von Wasserstoff legen soll. Norwegens Hydrogen-Spezialist Nel ASA zeigte sich gegenüber dem Medienunternehmen e24 enttäuscht von der Wasserstoffstrategie.

Die Regierung möchte die Bemühungen in den Bereichen priorisieren, in denen Norwegen besondere Vorteile hat, das heißt, in denen norwegische Unternehmen die weitere Entwicklung mit modernen Technologien beeinflussen können und in denen Möglichkeiten für mehr Wertschöpfung und grünes Wachstum bestehen.

Damit Wasserstoff ein energiearmer oder emissionsfreier Energieträger ist, müsse er ohne oder mit sehr geringen Emissionen hergestellt werden, zum Beispiel durch Elektrolyse oder aus Erdgas mit CO-2-Abspaltung, heißt es in der Strategie. 

Noch nicht ausgereifte Technologien und hohe Kosten seien derzeit wichtige Hindernisse für den verstärkten Einsatz von Wasserstoff, insbesondere im Verkehrssektor. Wenn Wasserstoff und Lösungen auf Wasserstoffbasis wie grünes Ammoniak in neuen Bereichen eingesetzt werden sollen, müssten die Technologie und die Lösungen ausgereifter werden. Die Regierung will daher der weiteren technologischen Entwicklung große Aufmerksamkeit schenken.

Ein wichtiges Ziel der Regierung ist es, die Anzahl der Pilot- und Demonstrationsprojekte in Norwegen zu erhöhen, damit diese zur Entwicklung und Vermarktung von Technologien beitragen. Ein breiter Fokus liegt auf Technologien und Lösungen ohne Selbstentladung. Darüber hinaus werde es in Norwegen im Rahmen des von der Regierung am 29. Mai vorgelegten Corona-Krisenpakets für eine grüne Umstellung deutlich verstärkte Investitionen in Wasserstoff geben, erklärte Tina Bru. In diesem Hilfspaket wurden unter anderem die Mittel für die Schnellbootinitiative um 20 Millionen NOK erhöht. Das Programm verstärkt die Bemühungen des Landkreises, emissionsfreie und emissionsarme Schnellboote, einschließlich wasserstoffbetriebener Boote, zu fördern.

Die Regierung sieht den Seeverkehr, den Schwerverkehr und industrielle Prozesse als die wichtigsten Einsazbereiche für Wasserstoff. Sie will sich mit allen zur Verfügung stehenden Instrumenten weitgehend auf emissionsfreie Lösungen im Verkehrssektor konzentrieren. Der norwegische Forschungsrat, Innovation Norway und Enova werden die Technologieentwicklung und Demonstrationsprojekte im Wasserstoffbereich entsprechend begleiten, auch durch gemeinsame Ausschreibungen des Programms PILOT-E.

Mit dem Zero Emission Fund, dem Nullutslippsfondet, trägt Enova, die Förderagentur für umweltfreundliche Technologien, bereits heute zur frühen Markteinführung von Wasserstofflösungen in Nutzfahrzeugen und Schiffen bei.

Die Wasserstoffstrategie sei lediglich eine Auflistung der bestehenden Initiativen und Aktivitäten sowie eine Auflistung der bereits vorhandenen Rahmenbedingungen, sagte Nel-Chef Jon André Løkke gegenüber E24. In Norwegen laufen viele Wasserstoffprojekte, aber Løkke befürchtet, dass Norwegen nicht über die Mittel verfügt, um einen Markt zu schaffen. Die Wasserstoffstrategie werde dabei wenig helfen, glaubt er. Er hatte auf ganz konkrete Ansagen gehofft, was zu tun ist. Beispielsweise fehlten Antworten auf die Fragen: Wann soll die erste Ammoniakanlage aufgebaut werden? Wie viele Wasserstofftankstellen sollten wir für Lastwagen haben? Wie soll die Infrastruktur für Busse aussehen? Was sind die Zielvorgaben für Fähren, Schnellboote und nicht zuletzt für die Aquakultur.

„Hier geht es nicht nur um die von uns angebotenen Elektrolyseure und Tankstellen, sondern auch um die Möglichkeiten, die mit der Verwendung von Wasserstoff auf dem Endmarkt verbunden sind“, sagt er. Løkke ist der Ansicht, dass Norwegen ein breiteres Fachwissen in diesem Bereich aufbauen sollte, damit das Land der Geschäftswelt verschiedene Arten von Lösungen anbieten kann.

Løkke  glaubt, dass die Instrumente von Enova, Innovation Norway und des Forschungsrates hauptsächlich Prototypen und Tests unterstützen. Nel ASA und seine Partner aber seien an einem Punkt angekommen, an dem sie bereits sehr spezielle Technologien bis zur Marktreife entwickelt haben und diese Technologie jetzt einführen und einsetzen müssen, so der Nel-Chef. “Wir sprechen über Projekte entlang der gesamten norwegischen Küste, die dazu beitragen können, in sehr kurzer Zeit 10.000 bis 15.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Wir glauben, dass dies der Weg gewesen wäre, um diesen Markt zu beschleunigen“, sagte Løkke im Gespräch mit e24.

Marius Holm, Chef der Umweltstiftung Zero, äußerte sich ebenfalls kritisch gegenüber e24. Er vermisse kein Geld, aber klare Kontrollsignale, dass jetzt die Einführung einer Wasserstoff-Wertschöpfungskette unterstützt wird. „Damit verlieren wir gegenüber vergleichbaren Ländern und der EU, die jetzt stark und konkret investieren, an Boden“, sagt Holm gegenüber DN.no.

Nel liefert Elektrolyseure für die Herstellung von Wasserstoff in Kombination mit Tankstellen. Es gehört zu den am meisten gehandelten Unternehmen an der Osloer Börse. 

Lesen Sie hier mehr über Nel ASA.

Finden Sie hier die Wasserstoff-Strategie der norwegischen Regierung (in norwegischer Sprache).

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