
Oslo, 24. April 2020. Norwegens Wirtschaft befindet sich derzeit in einer Rezession, die voraussichtlich mehrere Jahre andauern wird. Eine sehr expansive Fiskalpolitik, niedrigere Zinssätze, ein Rekordkurs der Krone und sinkende Reallöhne würden jedoch dazu beitragen, die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zu dämpfen, erklärt Statistikforscher Thomas von Brasch, Verfasser des aktuellen Konjunkturberichtes der Statistikbehörde SSB. Im Vergleich zu Norwegens Handelspartnern dürfte sich die Erholung in Norwegen aber aufgrund des größeren fiskal- und geldpolitischen Handlungsspielraums beschleunigen. Die Autoren gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt Norwegens in diesem Jahr um vier Prozent sinkt, im kommenden Jahr um 4,8 Prozent, 2022 um 3,3 Prozent und 2023 um 2,6 Prozent wächst.
Die norwegische Wirtschaft kam in der zweiten Märzhälfte 2020 zum Erliegen. Vorläufige Prognosen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zeigen nach Angaben des Statistikamtes SSB einen Rückgang des BIP auf dem Festland um 6,4 Prozent im März gegenüber dem Vorjahresmonat, bereinigt um normale saisonale Schwankungen. Dies entspricht einem Rückgang von 1,9 Prozent im ersten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Im März sanken die Branchenaktivitäten gegenüber dem Vormonat um 3,4 Prozent. Es gibt allerdings deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen. Die Lebensmittelindustrie wuchs im März um über sechs Prozent. Dies ist die größte Einzelindustrie auf dem Festland und trägt somit dazu bei, den Rückgang der gesamten Industrieproduktion einzudämmen. In den eng mit der Rohstoffindustrie verbundenen Branchen war jedoch ein starker Rückgang zu verzeichnen.
Entwicklung einzelner Branchen im März 2020 gegenüber März 2019
Hotel- und Gaststättengewerbe – 29,9 Prozent
Kultur-, Unterhaltung und andere Dienstleistungen – 27,3 Prozent
Transport (ohne Außenhandel) – 25,0 Prozent
Gesundheits- und Sozialdienstleistungen – 13,6 Prozent
Bauindustrie Hoch- und Tiefbau – 7,8 Prozent
Kommerzielle Dienstleistungen – 6,9 Prozent
Festlandindustrie gesamt – 6,4 Prozent
Fischfang und Aquakultur – 5,4 Prozent
Warenhandel und Reparatur von Autos – 4,2 Prozent
Dienstleistungen im Bereich Wissenschaft – 3,9 Prozent
Industrie – 3,6 Prozent
Die Ölproduktion wurde durch den Koronaausbruch im ersten Quartal nicht wesentlich beeinflusst. Das Wachstum wurde jedoch in einigen Bereichen durch technische Probleme gedämpft. Das Bruttoprodukt in der Rohstoffindustrie stieg gegenüber dem vierten Quartal 2019 um 1,0 Prozent. Das gesamte BIP Norwegens, einschließlich Ölgewinnung, Pipeline-Transport und Auslandsschifffahrt, ging von Februar bis März um 5,5 Prozent zurück. Dies führte im ersten Quartal zu einem Rückgang um 1,5 Prozent.
Finden Sie hier den gesamten Bericht zur Entwicklung der Festlandindustrie.
Der Bericht mit Prognosen zur weiteren Wirtschaftsentwicklung in Norwegen kann hier abgerufen werden.