Norwegens Bahn Vy gewinnt Ausschreibung um Bergenbahn und Vossebahn

Die Bergenbahn ist eine der berühmtesten Gebirgsbahnen Europas. Sie steigt von Meereshöhe auf 1.222 Meter, um danach wieder Meereshöhe zu erreichen. Die Wetterbedingungen sind im Winter außerordentlich hart.©Svein Ulvund

Oslo, 9. Dezember 2019. Die norwegische Bahn Vy Tog, die ehemalige NSB, hat die Ausschreibung des Verkehrspaketes West, Trafikpakke Vest, gewonnen. Dieses umfasst die Bergenbahn von Oslo nach Bergen sowie die Vossebahn als westlichsten Abschnitt mit dem Vorortsverkehr von Bergen nach Voss. Einzelne Lokalzüge fahren bis Myrdal. Der im Dezember 2020 beginnende Vertrag hat eine Laufzeit von neun Jahren mit einer Option für weitere zwei Jahre.

Die Mitbewerber waren die schwedische SJ und die zur Deutschen Bahn gehörende Arriva in Zusammenarbeit mit der westnorwegischen Tide. Damit hat Vy nach den zwei Niederlagen gegen Go Ahead und die SJ das dritte und kleinste Verkehrspaket erhalten. 

Wie es scheint, hat das Eisenbahndirektorat auf die öffentliche Kritik reagiert, einzig die finanzielle Seite zu gewichten. Diesmal sei die Qualität mit 60 und der Preis mit 40 Prozent beurteilt worden. Tatsächlich dürfte es darum gehen, den Untergang der norwegischen Vy und die komplette Abhängigkeit von ausländischen Bahnen zu vermeiden. Vy bezahlt dem Staat 2,2 Milliarden NOK für die Zulassung als Betreiber im Reisezugverkehr. Der Staat bezahlt an Vy rund 201 Millionen NOK für die Lokalzüge zwischen Bergen und Myrdal sowie die Nachtzüge zwischen Oslo und Bergen. 

Die 516-Kilometer-lange-Bergenbahn ist eine der berühmtesten Gebirgslinien Europas. Die Reisezüge erfreuen sich einer großen Nachfrage. Die auf Meereshöhe beginnende und endende Bergenbahn verläuft zwischen Ustaoset und Mjølfjell über 100 Kilometer über der Baumgrenze auf einer Höhe um die 1000 Meter. Bei Finse wird mit 1.222 Meter der höchste Punkt erreicht. Damit ist die Strecke die längste Gebirgsbahn Europas. Auf Grund der nördlichen Breite entspricht die Höhe den klimatischen Bedingungen von 2000 Metern im Alpenraum.

Streckenführung des Verkehrspaketes West©Vy

Der Nachrichtendienst NRK hat zum Auswahlverfahren des großen Trafikkpakke Nord (wir haben im Juni berichtet) wenig schmeichelhaftes recherchiert. Das wenig transparente Vorgehen des Eisenbahndirektorates habe mehr einer Auktion als einer Ausschreibung geglichen. In drei Runden wurde Vy und der schwedischen SJ laufend der Angebotspreis des Konkurrenten mitgeteilt. Der Druck hat das zu Beginn höchste Angebot von vier Milliarden auf fragwürdige 1,2 Milliarden NOK hinunter gedrückt. Die SJ akzeptierten und gewannen damit die Ausschreibung. Geir Isaksen, der Direktor der vormaligen NSB und heutigen Vy, hat im November um seine Ablösung ersucht.

Jürg Streuli, Fachjournalist
juerg.streuli@swissonline.ch

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