
Fosnavåg, 5. Dezember 2019. Auf der Website der Reederei Havila Kystruten ist die Welt noch in Ordnung. Ab Januar 2021, so kündigt das Unternehmen der Havila-Gruppe an, werden vier nagelneue Schiffe auf der Strecke zwischen Bergen und Kirkenes verkehren – als Konkurrenz zu den Postschiffen der Hurtigruten AS. Tatsächlich aber werden zwei der vier Neubauten, die Havila im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben hat, nicht zum Termin fertig werden. Denn die spanische Werft Hijos de J. Barreras, die zwei der Schiffe bauen sollte, hat den Auftrag wegen finanzieller Probleme gekündigt. Inzwischen haben The Ritz-Carlton über die Cruise Yacht Upper Holdco Limited, ALBACORA, S.A., and PMI Holdings, B.V. eine Vereinbarung getroffen, um eine Insolvenz abzuwenden.
Wie Havila gegenüber BusinessPortal Norwegen erklärt, halte das Unternehmen die Kündigung des Vertrages durch die spanische Werft für nicht rechtmäßig. „Es wird eine Verzögerung für beide Schiffen geben und wir suchen nach anderen Lösungen, um unsere Verpflichtungen gegenüber dem Verkehrsministerium ab 2021 zu erfüllen.“
Bisher war die Reederei Hurtigruten alleiniger Betreiber der so genannten Postschiffroute. Im vergangenen Jahr schrieb das norwegische Transportministerium die Strecke neu aus, und Hurtigruten AS muss sich die Konzession für die Küstenroute von 2021 bis 2030 mit Havila teilen.
Die Vergabe der Konzession war an hohe Umweltstandards der eingesetzten Schiffe entlang der norwegischen Küste verbunden. Die Neubauten von Havila sollen daher – mit großen Batteriepacks und Flüssiggas als Treibstoff – zu den umweltfreundlichsten Schiffen auf der Küstenroute werden. „Die Schiffe werden einen neuen Standard für umweltfreundliche Schiffe setzen, und wir werden in der Lage sein, bis 2021 emissionsfrei in das Weltkulturerbe Geiranger zu fahren. Dies ist fünf Jahre vor den vom norwegischen Parlament festgelegten Nullemissionsanforderungen für Fahrten in die Welterbefjorde“, so Tor Johan Pedersen, Marketingchef der Havila Kystruten.
Zwei der Havila-Schiffe, die auf der türkischen Werft Tersan Shipyard gebaut werden, hat die russische Leasinggesellschaft GTLK Global Business im Juni dieses Jahres gekauft. Wie das Unternehmen mitteilt, werden die Schiffe Ende 2020 per Leasing an Havila geliefert und 2021 in Betrieb gehen. Die GTLK hat sich verpflichtet, 171,1 Millionen Euro in diese Schiffe zu investieren.
Was mit den beiden anderen Schiffe passieren soll, von denen momentan nur der Schiffsrumpf existiert, ist momentan unklar. Für jedes Schiff seien auf der Barreras-Werft fast 1.000 Tonnen Stahl für die Rümpfe verbaut worden, sagte Per Sævik, CEO der Havila-Gruppe, im Gespräch mit Dagens Næringsliv (DN). Es wäre gut, wenn eine andere Werft davon profitieren könnte.
Hält Havila den Vertrag mit dem Verkehrsministerium nicht ein, werden hohe Bußgelder fällig. Havila verhandele derzeit mit anderen Werften im Ausland über den Bau der Schiffe, erklärt Sævik. Außerdem sei man mit dem Transportministerium im Gespräch, um Lösungen zu finden.
In Sachen Umweltschutz will die Hurtigruten AS seinem Mitbewerber Havila nicht nachstehen. In den nächsten Jahren werden drei ihrer Kreuzfahrtschiffe, die auf der Postschiffroute im Einsatz sind, umgerüstet, um den Anforderungen des Verkehrsministeriums in Sachen Umweltauflagen gerecht zu werden. Die heutigen MS Trollfjord, MS Finnmarken und MS Midnatsol, die in MS Maud, MS Otto Sverdrup und MS Eirik Raude umbenannt werden, sollen mit Batteriepacks und anderen umweltfreundlichen Technologien ausgestattet werden. Die Batteriepacks sollen die Schiffsmotoren unterstützen und die Emissionen drastisch senken. Außerdem werden die drei Schiffe für Landstrom ausgerüstet, um die Emissionen beim Andocken in Häfen mit Landstromanlagen auf Null zu senken. Darüber hinaus erhält jedes Schiff erheblich verbesserte emissionsarme Motoren, die alle bekannten und bevorstehenden Vorschriften (Tier3) erfüllen.
Die Havila Holding AS ist ein norwegisches Familienunternehmen. Hurtigruten AS gehört zur Silk Bidco AS, deren Hauptaktionär die in London ansässige Investmentgesellschaft TDR Capital ist.
The Ritz-Carlton engagiert sich für den weiteren Bestand der Hijos de J. Barreras, weil die Hotelgruppe gegenwärtig zwei Luxusschiffe auf der spanischen Wert im Bau hat. Beide Neubauten haben sich bereits beträchtlich verzögert. Die Vereinbarung der oben genannten Unternehmen sei Teil der von Hijos de J. Barreras insgesamt erforderlichen Umstrukturierung und basiere auf der vorübergehenden Ernennung externer, erfahrener Teams, die auf die Kontinuität von Hijos de J. Barreras hinarbeiten, heißt es in einem Statement der Gruppe Marriott International Luxury Brands, zu der The Ritz-Carlton gehört. Diese neuen Teams, einschließlich neuer Direktoren, sollen die Fertigstellung von Evrima, dem ersten Kreuzfahrtschiff der Ritz-Carlton Yacht Collection, sowie anderer tragfähiger Verträge von Hijos de J. Barreras sicherstellen.
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