
Berlin, 21. Oktober 2019. Technologieoffenheit und eine stärkere internationale Zusammenarbeit sind notwendig, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Das erklärte Mario Mehren, Vorstandsvorsitzender der Wintershall Dea, auf dem „Politischen Empfang“ des Öl- und Gasunternehmens Wintershall Dea am 21. Oktober in Berlin. Nach der Fusion zwischen Wintershall und Dea präsentierte sich der Konzern hier erstmals auf der Berliner politischen Bühne mit einer Diskussionsrunde zu aktuellen energie- und klimapolitischen Weichenstellungen der Bundesregierung und der zukünftigen Rolle gasförmiger Energieträger. Teilnehmer der Diskussionsrunde waren neben dem Wintershall-Dea-Chef auch Dr. Julia Verlinden, MdB, Sprecherin für Energiepolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, und Staatssekretär Andreas Feicht, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Mehren präsentierte sein Unternehmen und die Öl- und Gasindustrie insgesamt als Teil des Klimaproblems und als Teil der Lösung. Der Gasbedarf werde weiter steigen, eine vollständig elektrifizierte Gesellschaft sei ohne Gas nicht zu realisieren. Wasserstoff könne ein Schlüssel der Energiewende sein, jedoch sollte man nicht vorgeben, wie der Wasserstoff hergestellt wird. Wichtig sei das Ergebnis, nämlich die Reduzierung des CO2-Ausstoßes. “Wir sollten die klugen Köpfe machen lassen”, sagte Mehren in seinem Impulsvortrag.
Die Grünen-Politikerin Julia Verlinden geht davon aus, dass Erdgas im künftigen Energiemix keine Rolle spielt. Lediglich Wasserstoff, der im Elektrolyse-Verfahren entsteht, bei dem die notwendige Primärenergie aus regenerativ erzeugter und überschüssiger Wind- und Sonnenkraft stemme, sei eine akzeptable Technologie. Für sie stelle sich die Frage, ob sich Investitionen in Gas noch lohnen.
Mehren forderte dagegen, dass man es den Unternehmen überlassen soll, wie und wo sie investieren. Hätte man in den vergangenen zehn Jahren nicht Zeit mit Diskussionen verschwendet und Gas anstelle von Kohle stärker eingesetzt, wäre Deutschland mit der Energiewende einen erheblichen Schritt weiter.
Staatssekretär Feicht erläuterte die Sicht der Bundesregierung auf den Einsatz von Gas bei der Energiewende. Im Klimapaket der Bundesregierung sei festgeschrieben, dass Gas noch lange gebraucht werde. Am Ende des Tages gehe es darum, wie Gas zur Dekarboniseriung beitragen kann.
Neben den Vorzüge der verschiedenen Formen der Wasserstoffherstellung diskutierten die Podiumsteilnehmer auch die Frage, ob Deutschland sich am Prozess der Abspaltung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) beteiligen sollte. Norwegen setze stark auf CCS, erklärte Feicht. Wenn ein Wasserstoffmarkt entstehe, bei dem Kohlendioxid abgespalten und gespeichert wird, werde Europa festlegen, unter welchen Rahmenbedingungen eine Teilnahme am CCS-Verfahren sinnvoll ist. Wichtig sei es, die Glaubwürdigkeit zu bewahren. Mehren mahnte auch an dieser Stelle an, Technologien, die zur Reduzierung von Emissionen beitragen, nicht von vornherein eine Absage zu erteilen. Wenn die Abspaltung und Speicherung von Kohlendioxid lohnend ist, sollten die Unternehmen daran teilhaben können und dort investieren.
Auf die Frage, was die deutsche Wirtschaft von der Wasserstoff-Strategie erwarten könne, die die Bundesregierung noch in diesem Jahr verabschieden will, erklärte Feicht: Der industriepolitische Ansatz bestehe darin, Wege zu finden, wie die deutsche Industrie am globalen Hochlauf von Wasserstoff partizipieren kann. Hier müsse auch die Importseite berücksichtigt werden.
Bezogen auf eine Energiestrategie der EU betonte Verlinden, dass Europa auch eine Brennelementesteuer brauche, nicht nur einen CO2-Preis.
Abschließend fasste Mehren zusammen, dass Gas heute unter seinen Möglichkeiten bleibe. Sowohl bei der Stromerzeugung als auch im Transport- und Wärmesektor könne Gas einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.
Bei einer Umfrage im Publikum, ob Gas langfristig oder als Brückentechnologie mittelfristig oder keine Rolle im Energiemix spielen werden, waren fast 60 Prozent der Teilnehmer überzeugt, dass Gas noch ein langes Leben hat.
Wintershall Dea fördert unter anderem in Norwegen Öl- und Gas. Das Unternehmen ist seit als 45 Jahre im Land, besitzt rund 100 Lizenzen und produziert rund 150.000 Barrel Öläquivalent pro Tag.