
Oslo, 26. Juli 2019. Nachdem die norwegische Direktion für Wasserressourcen und Energie (NVE) Ende Mai dieses Jahres einen “Nationalen Rahmen für Windenergie” vorgelegt hat, in dem 13 Regionen als geeignet für den Ausbau von Onshore-Windanlagen ausgemacht wurden, steht der Vorschlag nun noch bis zum 1. Oktober zur Konsultation. Das Ministerium für Erdöl und Energie veröffentlicht die Schreiben, die im Prozess der Konsultationen eingehen, auf seiner Internetseite. Die Zeitschrift TU hat die Äußerungen ausgewertet:
Auf dem Territorium dieser 13 Regionen liegen 98 Gemeinden. Bisher wurden 26 Konsultationserklärungen von Kommunen und Bezirksgemeinden sowie eine Reihe von Konsultationserklärungen von Privatpersonen und einigen Aktionsgruppen gegen die Windenergie-Pläne der NVE veröffentlicht. Von den 26 lehnen 22 die Windenergie in ihrem Gebiet eindeutig ab. Drei gehen nicht direkt auf den Vorschlag ein. Nur die Kreisverwaltung Østfold steht den Windkraftplänen grundsätzlich positiv gegenüber.
„Der Gemeinderat in Østfold unterstützt die Absicht, die Entwicklung der Windenergie in Bereichen zu steuern, in denen die Entwicklung so rentabel wie möglich ist und in denen Konflikte mit ökologischen und sozialen Interessen akzeptabel sind“, heißt es in der Stellungnahme.
Acht von 26 Aussagen stammen aus den südlichen Gemeinden. Nur Mandal hat eine neutrale Aussage, der Rest äußert sich eindeutig ablehnend gegenüber dem Vorschlag der NVE.
Der Stadtrat in Lyngdal ist der Ansicht, dass die Windenergie an Land zu viele negative Folgen hat. „Lärm, Landschaftsbild, Eingriffe in die Natur, Artenvielfalt, Vögel und wild lebende Tiere sowie Nutzungsbeschränkungen für große Gebiete“, sei eine Aussage, die für die Reaktionen der norwegischen Gemeinde typisch ist, schreibt TU.
Lyngdal zählt zu den Gemeinden, die alternative Energiequellen zur Stromerzeugung auflisten: Modernisierung von Wasserkraft, Energiesparmaßnahmen, alternative grüne Energieformen (Sonne, Wasserstoff, Biokraftstoff, Wellenkraft usw.) und Offshore-Windkraftanlagen.
Einige der Gemeinden, die bisher eine Konsultationserklärung abgegeben haben, fordern ausdrücklich, dass ihr Gebiet aus dem Plan gestrichen wird. Einige glauben auch, dass NVE unterschätzt hat, wie groß die lokalen Konflikte um potenzielle Windkraftentwicklungen sind.
Die Gemeinde Høyanger weist darauf hin, dass die technologische Entwicklung der Windenergie in Richtung Anlagen geht, die einen größeren Eingriff in die Natur erfordern als die bisherigen Anlagen. Höhere Masten und breitere Flügel tragen nach Ansicht der Gemeinde dazu bei, den Bereich, den Turbinen beanspruchen, zu vergrößern.
Sowohl die Gemeinde Bjerkreim als auch die Kreisgemeinde Trøndelag sind der Ansicht, dass sie bereits einen Teil ihrer Verantwortung für den Ausbau der Windenergie übernommen haben. „Das Wissen über den weiteren Ausbau der Windenergie und der Stromnetze in Trøndelag muss eingebracht und zusammengestellt werden, bevor möglicherweise neue Windenergieanlagen an Land entwickelt werden müssen“, schreibt die Kreisgemeinde in ihrer Stellungnahme an die NVE.
Die norwegische Straßenverkehrsverwaltung steht dem Vorschlag von NVE ebenfalls kritisch gegenüber. Nach Ansicht der öffentlichen Straßenverwaltung ist es unrealistisch, keine Investitionen in Bezug des Ausbaus der Transportwege in die Einrichtungen aufzunehmen, wo die Windparks installiert werden sollen.
Als Reaktion auf den lokalen Widerstand gegenüber dem Ausbau der Windenergie an Land will Ministerpräsidentin Erna Solberg die norwegische Zulieferindustrie, die Wirtschaft und andere relevanten Akteure zu einem Gipfeltreffen einladen. Dabei soll es vor allem darum gehen sicherzustellen, dass Norwegen eine wichtige Rolle beim Ausbau des Offshore-Windmarktes einnimmt.
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