
Molde, 18. Juli 2019. Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg geht davon aus, dass die Öl- und Gasindustrie weiterhin eine Schlüsselrolle in der norwegischen Wirtschaft spielen und in erheblichem Maße zur Finanzierung der norwegischen Wohlfahrtsgesellschaft beitragen wird. Auf einer Konferenz in der Gasaufbereitungsanlage in Nyhamna in Molde erläuterte Solberg die Energie- und Klimapolitik des Landes und sprach über die Veränderungen, denen Norwegen als Gesellschaft in den kommenden Jahren gegenüberstehen wird.
Das Gesamtprojekt der Regierung sei die Schaffung einer nachhaltigen Wohlfahrtsgesellschaft. Im Moment befinde sich Norwegen in einer Position, in der alle wissen, dass große Veränderungen bevorstehen, so die Digitalisierung, rasante technologische Entwicklungen, Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften und nicht zuletzt die Notwendigkeit einer umweltfreundlicheren und klimafreundlicheren Produktion. Politiker müssten eine Politik verfolgen, die diese Veränderungen erleichtert. Die Regierung arbeite an der Umstrukturierung der norwegischen Wirtschaft, der Schaffung von Wachstum und mehr Arbeitsplätzen, dem Aufbau der Infrastruktur im ganzen Land, der Förderung des ökologischen Wandels und der Gewährleistung weiterer Standbeine.
Hierfür müsste sie erstens für gute Rahmenbedingungen für die Wertschöpfung sorgen. Es gehe darum, Unternehmern, Führungskräften, Mitarbeitern und Forschern den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu ermöglichen.
Außerdem müssten bessere Straßen und Häfen geschaffen werden. Unternehmen bräuchten Vereinfachungen, besseren Zugang zu Kapital und niedrigere Steuern. Hier sei die Regierung bereits aktiv geworden. Sie habe
- die Körperschaftsteuer von 28 auf 22 Prozent gesenkt;
- die Steuern auf das Betriebskapital gesenkt und
- Steuern und Gebühren insgesamt einschließlich des Haushalts für 2019 um fast 25 Milliarden NOK gesenkt.
Dies habe es rentabler gemacht, zu investieren und zu arbeiten.
In diesem Jahr würden 9,7 Milliarden NOK für wirtschaftsorientierte Forschung und Innovation bereitgestellt, erklärte Solberg weiter. Dies sei fast doppelt so viel wie 2013. Darüber hinaus habe der eigene Forschungsaufwand der Wirtschaft von 2014 bis 2017 um bis zu 30 Prozent zugenommen.
Sowohl die Energieforschung als auch die Erdölforschung seien gestärkt worden. Unter anderem habe im Juni in Trondheim ein neues Forschungszentrum für emissionsarme Technologien für die Erdölaktivitäten seine Tätigkeit aufgenommen.
Auch habe die Regierung mehrere nationale Katapultzentren eingerichtet, in denen Unternehmen und Industrie sowie Akteure aus Forschung und Entwicklung neue Ideen und Lösungen testen können. Ziel sei es, neue industrielle Erfolge zu erzielen.
Die Zulieferindustrie sei ein gutes Beispiel für die Bedeutung von Investitionen in Forschung, Innovation und Technologie. Der Einsatz von Technologien aus dem Erdölsektor sei praktisch und schaffe rentable Arbeitsplätze in weiteren Bereichen.
Offshore-Wind sei ein Beispiel, das auf den Erfahrungen und Technologien aus dem Erdölsektor basiert.
Die Klimaveränderungen und die Klimaverpflichtungen seien als Leitlinien für die künftige Entwicklung Norwegens festgelegt. Die Emission von Treibhausgasen werde teurer und die Nachfrage nach emissionsarmen Lösungen steige. Deshalb müsse Norwegen die Emissionen stark reduzieren – in der gesamten Gesellschaft.
Die Industrie spiele eine Schlüsselrolle bei der Grünen Transformation. Die Regierung habe folgende Unterstützung gewährt:
- Seit 2013 wurden die Mittel für Enova von 1,8 auf 3,2 Milliarden NOK aufgestockt. Das Förderinstitut Enova sei ein Motor der Grünen Wende und leiste wertvolle Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen auf der Straße und auf See.
- Die Regierung habe das Umwelttechnologieprogramm für Innovation in Norwegen von 260 Millionen NOK im Jahr 2016 auf über 560 Millionen NOK im Jahr 2019 erhöht, um zur Kommerzialisierung innovativer Lösungen auf der Grundlage von Umwelttechnologie beizutragen.
- Die Regierung habe die Investmentgesellschaft Nysnø gegründet. Nysnø werde in Unternehmen investieren, die klimafreundliche und profitable Lösungen für klimatische Herausforderungen anbieten.
- Darüber hinaus verfüge Norwegen über den NOx-Fonds, der auch die Entwicklung neuer Technologien und die Entwicklung der erforderlichen Infrastruktur unterstützt.
Im Fährsektor gebe es eine Revolution. Bis 2022 würden rund 80 Fähren Batterien installiert haben. Dies sei eine Folge der staatlichen und regionalen Behörden, die Umweltanforderungen in den Ausschreibungen festgelegt haben.
Die Regierung habe kürzlich auch vorgeschlagen, 25 Millionen NOK für eine vorübergehende zweckgebundene Investition in den Klimawandel bereitzustellen, um die Treibhausgasemissionen von Schnellbooten zu verringern.
Ab 2021 werde Norwegen auch über eine Fähre verfügen, die mit Wasserstoff fährt. Sie werde momentan auf der Fiskerstrand Verft gebaut. Fiskerstrand sei führend in der Wasserstofftechnologie und bei Hybridlösungen für Fähren. Das staatliche Programm Pilot-E sichere ihnen die Unterstützung für die Entwicklung dieses Pilotprojekts.
Die Regierung habe kürzlich einen Vorschlag zur Erschließung der Seegebiete Sandskallen-Sørøya Nord außerhalb von Hammerfest und Utsira North vor der Küste von Rogaland für Offshore-Offshore-Wind vorgelegt. Darüber hinaus habe sie um Beiträge zu einer möglichen Öffnung des südlichen Nordsee-II-Gebiets gebeten, und ein Verordnungsvorschlag sei ebenfalls Teil der Konsultation.
Die globalen Klima- und Energieherausforderungen seien global und müssten durch globale Zusammenarbeit angegangen werden. Auch Norwegen müsse seine eigenen Emissionen erheblich senken.
Heute seien etwa 170.000 Menschen im Umfeld der Erdöl- und Gasindustrie beschäftigt. Die Branche schaffe enorme Werte, die der Gemeinschaft zugute kommen und Norwegen zu einem so guten Land machen, in dem man gut leben könne.
Einige lehnten die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder im norwegischen Schelf ab und forderten die rasche Einstellung der Erdölaktivitäten. Dies seien nicht die Pläne der Regierung.
Hauptziel der Regierung in der Erdölpolitik sei es, langfristig eine rentable Öl- und Gasförderung zu ermöglichen. Die Öl- und Gasindustrie mit ihrer fortschrittlichen Technologie und ihrem hohen Fachwissen gewinne auch für die Entwicklung in anderen Branchen zunehmend an Bedeutung. Sie sei eine nationale Technologieindustrie, die eine wichtige Grundlage für die zukünftige Industrie und Wirtschaft bilden werde.
Das Anbieten attraktiver Explorationsgebiete sei einer der Hauptpfeiler der norwegischen Erdölpolitik. Hier liege der Schlüssel zu neuen Entdeckungen, die die Basis für eine langfristige Produktion und Wertschöpfung bilden.
Es liege in der Natur der Sache, dass das Pariser Abkommen einen Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien vorsieht, erklärte die Premierministerin.
Langfristig werde die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas sowohl von den behördlichen Klimaschutzmaßnahmen als auch von der technologischen Entwicklung und den neuen Präferenzen der Kunden beeinflusst.
Dies werde sich langfristig auch auf die norwegische Öl- und Gasförderung auswirken. Je schneller die Entwicklung emissionsfreier und emissionsarmer Technologien voranschreite, desto wichtiger werde die weltweite Nachfrage nach Erdölprodukten.
Gleichzeitig sei die norwegische Erdölpolitik eng mit unserer ehrgeizigen Klimapolitik verbunden:
- Die norwegische Produktion unterliege dem europäischen Quotensystem. Darüber hinaus unterliege der Erdölsektor der CO 2-Steuer.
- Norwegen fördere Öl und Gas effizient und emissionsarm.
- Die Regierung werde sicherstellen, dass die norwegische Mineralölindustrie weiterhin führend in Bezug auf Gesundheit, Umwelt und Sicherheit ist.
Die Regierung leiste einen aktiven Beitrag zur Umstrukturierung, indem sie die Entwicklung, Nutzung und Verbreitung emissionsfreier Lösungen unterstützt und zur Schaffung von Märkten für neue emissionsfreie Technologien beiträgt.
Norwegen leiste auch einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung erneuerbarer Alternativen zu fossilen Energieträgern und zur Verbesserung des Zugangs zu erneuerbaren Energien in Entwicklungsländern.
Norwegen sei eine treibende Kraft bei der Festlegung eines internationalen Preises für Treibhausgasemissionen.
Die CO₂-Behandlung werde eine von vielen Maßnahmen sein, die erforderlich sind, um das Ziel des Pariser Übereinkommens zu erreichen.
Norwegen verfügt über gute Erfahrungen und Fachkenntnisse im Umgang mit CO₂ durch die Speicherung in Bunkern in den Sleipner- und Snøhvit-Vorkommen.
Die Regierung habe das Ziel, eine kostengünstige Lösung für die vollständige CO₂-Behandlung in Norwegen zu verwirklichen, da dies die technologische Entwicklung in einer internationalen Perspektive ermöglicht.Derzeit gebe es Tests für die Erfassung, den Transport und die Lagerung von CO₂. Für die Regierung werde es entscheidend sein, ob das Projekt zur Verbreitung von Wissen und Technologie auf internationaler Ebene beiträgt. Das Lager werde zusätzliche Kapazität haben, um CO₂ auch aus anderen Quellen zu speichern.
Spannend seien auch Perspektiven zur Herstellung von Wasserstoff auf der Basis von norwegischem Gas in Kombination mit der Abscheidung und Speicherung von CO₂. Dies könnte eine Möglichkeit sein, die norwegischen Gasressourcen in einer emissionsarmen Zukunft zu nutzen.
Heute würden fossile Energieträger weit über 80 Prozent des weltweiten Energiebedarfs decken. Es gebe keine einfache Lösung für den Übergang. Die Änderung würden teuer, schwierig und zeitaufwändig sein.
Norwegen befinde sich in einer besonderen Position bezüglich des Zugang zu Energie. Wasserkraft sei das Rückgrat der Stromerzeugung. Wasserkraft mache 98 Prozent der Stromerzeugung aus.
Die EU strebe an, im nächsten Jahr einen Anteil der erneuerbaren Energie an der Stromproduktion von 20 Prozent zu erreichen. Eine grüne Transformation bedeute daher in Norwegen nicht dasselbe wie in anderen Ländern. Norwegen werde die erneuerbaren Energien weiter ausbauen.
Erdgas spiele auch eine wichtige Rolle bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Es sei eine sehr nützliche und flexible Energiequelle.
Um die Klimaziele zu erreichen, müsse der Einsatz fossiler Energie reduziert werden. Die Tatsache, dass immer mehr Länder in Europa, zuletzt Deutschland, beschlossen haben, ihre Kohlekraftwerke stillzulegen, sei ermutigend.
Norwegisches Gas trage dazu bei, die Kohle in europäischen Ländern aus der Energieversorgung zu drängen. Der Ersatz von Kohle durch Gas könne die Emissionen fast über Nacht halbieren. Dies sei eine Maßnahme, die schnell funktioniert und erschwinglich ist, betonte Solberg.
Europa investiere stark in erneuerbare Energien wie Wind- und Sonnenenergie. Das sei erfreulich. Gleichzeitig sollte man nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass dies einige Herausforderungen mit sich bringt.
Diese Art von Energie sei variabel, was bedeutet, dass kein Strom erzeugt wird, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Sie könne heute auch nicht einfach gespeichert werden, um die Energie bei Bedarf zu verwenden. Man müsse also etwas mehr als Wind und Sonne haben.
Mit zunehmend erneuerbaren Energien brauche man Energiequellen, die mit einer schnellen Stromerzeugung reagieren können. Erdgas sei dafür geeignet.
In vielen Ländern sehe die norwegische Regierung, dass dies eine Politik ist, die funktioniert.
In Großbritannien habe die Kombination aus Gas und Windkraft die Kohle in der Stromversorgung fast vollständig eliminiert und dazu beigetragen, dass die CO₂-Emissionen die niedrigsten seit mehr als 100 Jahren waren. Ein Großteil des verwendeten Gases komme aus Norwegen.
Darüber hinaus trage Equinor als Betreiber von drei britischen Offshore-Windprojekten zur Versorgung mehrerer tausend britischer Haushalte bei.
Norwegen werde für viele Jahre weiterhin ein bedeutender und zuverlässiger Energielieferant der EU sein. Es werde viele, viele Jahre lang eine große Nachfrage nach norwegischem Gas geben.
“Wenn ich Politiker in der EU treffe, geht es ihnen unter anderem darum, wie viel Gas Norwegen liefern kann. Sie wollen norwegisches, wettbewerbsfähiges Gas mit geringem CO2-Ausstoß”, erklärte Erna Solberg.
Das Ziel der norwegischen Regierung sei klar. Solberg erklärte: “Wir werden Norwegen als Energienation entwickeln, mit der Bedeutung, die es für die Gesellschaft, die Arbeitsplätze und die Wirtschaft hat. Wir werden eine nachhaltige Wohlfahrtsgesellschaft entwickeln, die einen grünen Übergang und Klimaschutz erfahren wird. Und wir werden unsere wertvollen natürlichen Ressourcen im Rahmen unserer Klimaverpflichtungen nachhaltig bewirtschaften.”