
Bremen, 26. April 2019. Der Meeresboden wird zum Endlager für Plastikmüll, die Fischerei in der Arktis ist am Limit, und wenn die Klimaerwärmung auf über drei Grad steigt, wird sich die Golfstromzirkulation dauerhaft abschwächen. Diese wenig erfreulichen Aussagen trafen Wissenschaftler auf dem 2. German-Norwegian Ocean Forum, das sich mit der nachhaltigen Zukunft der Meere beschäftigte. Eingeladen hatte die Norwegische Botschaft in Zusammenarbeit mit Innovation Norway, dem Alfred-Wegener Institut und German Arctic Office.
Wissenschaftler aus dem Gebiet der Meeresforschung aus Deutschland und Norwegen informierten über aktuelle Forschungsergebnisse zur Entwicklung der Golfstromzirkulation, Plastikmüll in der Arktis und nachhaltiges Ressourcenmanagement in der Arktis.
Jens Frølich Holte, Staatssekretär im norwegischen Außenministerium, sprach über das Engagement Norwegens zur Nutzung und zum Schutz der Ozeane, unter anderem über das High Level Panel der UN für eine nachhaltige Ozean-Bewirtschaftung, das von Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg initiiert wurde. Die Ambitionen Norwegens in diesem High Level Panels bestehe u.a. in der Erarbeitung einer To-Do-Liste zum Schutz der Ozeane bis 2020, an der sowohl große als auch kleine Länder beteiligt sind, sagte Holte.
Holte hob den Beitrag der Forschung zur Lösung von Problemen im Bereich Meereswirtschaft und Meeresökologie hervor. Wissen über Fischbestände und die Ansiedlung von Meeresmüll sei die Basis für Aktionen und die Basis für politische Entscheidungen.
Prof. Michael Schulz, Direktor des MARUM Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen, erläuterte klimarelevante Entwicklungen der Golfstromzirkulation. Gegenwärtig sei kein eindeutiger Trend der Golfstromzirkulation erkennbar. Momentan bewege sie sich im Rahmen natürlicher Schwankungen. Allerdings bedeute das keine Entwarnung für das Klima. Sollte die Erderwärmung auf über zwei Grad steigen, so habe dies enorme Auswirkungen auf die Wassertemperatur und damit auf die Fischbestände. Der tropische Regengürtel verschiebe sich nach Süden.
Dr. Melanie Bergmann, Tiefseeforscherin am Alfred-Wegener- Institut, berichtete über das Projekt FRAM Pollution Observatory, das gemeinsam mit Partnern aus der Kreuzfahrtindustrie Müll an verschiedenen Stränden der Welt sammelt. Diese Aktion helfe, die Bewegung von Müll nachzuvollziehen. Klar sei inzwischen, dass seit 2010 jährlich zehn Millionen Tonnen direkt von Land oder über Flüssen in die Ozeane gelangen. Ein Problem sei nicht nur der Kunststoff in Fischmägen, sondern auch die Tatsache, dass der Meeresboden zunehmend als Endlager für Kunststoffabfälle fungiert.
Paul Wassmann, Arktische Universität, Tromso, erläuterte die Auswirkungen des Klimawandels auf die Fischindustrie in der Arktis. Er erinnerte daran, dass nur 0,05 Prozent der Menschheit in der Arktis leben – Entwicklungen in der Arktis aber die ganze Welt betreffen.
Im zweiten Panel erläuterten Roger Martinsen, Hub Manager Ocean Space von Innovation Norway, die Bedeutung der maritimen Industrie für die norwegische Wirtschaft.
Insgesamt stellten die Teilnehmer fest, dass die Zusammenarbeit zwischen Norwegen und Deutschland im Bereich der wirtschaftlichen Nutzung der Ozeane und des Schutzes der Meere noch viel Potenzial bietet.