Kassel, 13. Februar 2019. Vor genau 125 Jahren, am 13. Februar 1894, wurde in Kassel das deutsche Energieunternehmen Wintershall gegründet. Wintershall ist Deutschlands größter, international tätiger Erdöl- und Erdgasproduzent. In Norwegen engagiert sich das Tochterunternehmen Wintershall Norge seit 2006 in der Exploration und Produktion von Öl und Gas.Ursprünglich wurde das Unternehmen gegründet, um Kali als Düngemittel zu produzieren. Heinrich Grimberg und Carl Julius Winter meldeten im Februar 1894 eine gemeinsame Bohrfirma für den Kalibergbau an. Ihr Name setzte sich aus dem Namen des Gründers „Winter“ und dem alten germanischen Wort „Halle“ für Salz zusammen: Wintershall.
Rohöl in der Kaligrube
Das Eindringen von Rohöl in eine Kali-Grube im Jahr 1930 eröffnete ein neues Geschäftsfeld, da die Kaliproduktion infolge der globalen Wirtschaftskrise ohnehin eingebrochen war. Diese Ölentdeckung und die Nähe zwischen Kali und Rohöl waren eine Chance, die Wintershall für sich nutzte. Das Unternehmen beteiligte sich an zwei Unternehmen, die 1931 in der Nähe von Hannover ertragreiche Ölquellen hatten.
Wintershall war am Reichs-Bohrprogramm beteiligt, das Mitte der 1930er Jahre gestartet wurde. „Wir gehen diesen Teil unserer Geschichte direkt an“, sagt Mario Mehren, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. „Offen und transparent.“ Derzeit untersuchen Historiker das Verhalten der gdeutschen Ölindustrie und der Vertreter von Wintershall. Die Ergebnisse werden auf einem Symposium der Deutschen Gesellschaft für Unternehmensgeschichte in der zweiten Jahreshälfte präsentiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Erdgasproduktion zu einem neuen Geschäftszweig für Wintershall. Das Unternehmen machte 1951 im niedersächsischen Bentheim seine erste Gasentdeckung und entwickelte sich bald zu einem Pionier der Erdgasproduktion in Westdeutschland – beispielsweise mit der ersten Gasleitung von Rehden nach Marienhütte. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass die heimische Öl- und Gasproduktion allein keine steigende Nachfrage befriedigen konnte. Wintershall nahm daher den Betrieb im Ausland auf – zunächst 1954 in Peru, später in Libyen, Kanada und Oman.
1969, genau vor einem halben Jahrhundert, wurde Wintershall eine Tochtergesellschaft der BASF. Durch die Übernahme von Wintershall sicherte sich der Chemiekonzern die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen. Umgekehrt konnte Wintershall das Öl- und Gasgeschäft aufgrund der höheren Finanzkraft im Ausland ausbauen.
Kooperation mit Gasprom
Ein Meilenstein in der Internationalisierung der Aktivitäten von Wintershall war ein 1990 mit dem russischen Gasprom, dem weltgrößten Erdgasproduzenten, geschlossener Vertrag. Was als Vereinbarung über die Vermarktung von russischem Gas begann, entwickelte sich in den nächsten mehr als 25 Jahren zu einer engen Partnerschaft: mit gemeinsamen Gasförderungs- und Infrastrukturprojekten wie der Ostseepipeline Nord Stream. Im Rahmen dieser engen Zusammenarbeit wurde 1993 das Gashandelsunternehmen WINGAS als Joint Venture gegründet. Bei einem großen Anteilstausch hatte Wintershall 2015 seine Anteile an der WINGAS aufgegeben und im Gegenzug die Erdgasförderung mit Gazprom in Sibirien sogar ausbauen können.
100.000 Barrel Öläquivalente täglich in Norwegen
Neben Russland ist die Nordsee – und insbesondere Norwegen – heute eine wichtige Säule der Wintershall-Öl- und Gasproduktion. Wintershall Norge AS ist einer der größten Öl- und Gasproduzenten in Norwegen und produziert täglich rund 100.000 Barrel Öläquivalente. Das Unternehmen ist mit rund 50 Lizenzen am norwegischen Festlandsockel beteiligt, davon mehr als die Hälfte als Betreiber. 2017 startete die Produktion auf dem Maria-Feld, der ersten von Wintershall selbst betriebenen Entwicklung im Regal. Das nächste geplante Entwicklungsprojekt ist Nova (zuvor Skarfjell). Das Unternehmen ist auch Betreiber der produzierenden Felder Brage und Vega. Wintershall Norge AS beschäftigt rund 500 Mitarbeiter und ist Teil der Wintershall Holding GmbH.
Weitere wichtige Fokusregionen neben Deutschland, der Nordsee und Russland sind Südamerika, Nordafrika und der Nahe Osten. „Wir konzentrieren uns auf strategisch ausgewählte Regionen“, sagt CEO Mehren: „Wo immer wir tätig sind, gehören wir zu den Top-Unternehmen. Und in vielen Fällen sogar der Führer. “
DEA als neuer Partner
Mit dem anderen großen deutschen Öl- und Gasproduzente, der DEA Deutsche Erdöl AG, realisierte Wintershall sein erstes Auslandsprojekt in Peru. Später gab es gemeinsame Projekte, zum Beispiel in Libyen, Norwegen und Deutschland: Wintershall und DEA entwickelten gemeinsam die beiden großen deutschen Erdölfelder Schwedeneck in der Kieler Bucht und Mittelplate im Wattenmeer in Schleswig-Holstein. Die beiden Unternehmen produzieren immer noch gemeinsam Öl aus Mittelplate. Die Geschichte ihrer Zusammenarbeit erstreckt sich jedoch auch auf andere Bereiche: Wintershall und DEA waren ab den 1950er Jahren an der Deutschen Gasolin AG und später an der Deminex GmbH beteiligt, einem Joint Venture der deutschen Mineralienindustrie, das zwischen 1969 und 1998 tätig war.
Wintershall und DEA werden fusionieren und Europas führendes unabhängiges Öl- und Gasunternehmen schaffen. „Wintershall und DEA haben oft erfolgreich nebeneinander gearbeitet. Wir wollen jetzt gemeinsam voranschreiten: als Wintershall Dea. Zwei Spieler, die bereits lange Beziehungen hatten, wachsen jetzt zusammen“, so Mehren. „Diese Fusion ist der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt, um auf die Veränderungen in unserer Branche zu reagieren.“
Im November wird das Unternehmen das Jubliäum mit einer Zeremonie in der documenta-Halle in Kassel begehen.
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