
Kongsberg, 6. Juli 2018. Die Kongsberg Gruppen ASA (KONGSBERG) übernimmt die Schiffssparte des britischen Motorenhersteller Rolls-Royce plc. Wie KONGSBERG und Rolls-Royce mitteilten, haben beide Unternehmen die Übernahme der Rolls-Royce Commercial Marine für 500 Millionen Pfund (565 Millionen Euro) vereinbart. Dieser Schritt folge einer im Januar 2018 angekündigten strategischen Überprüfung des Geschäftsbereichs Marine von Rolls-Royce. heißt es in einer Pressemitteilung des britischen Unternehmens.
Die Transaktion ist als Akquisition von KONGSBERG für die Geschäftsbereiche Marine Products, Systems und Aftermarket Services von Tochtergesellschaften der Rolls-Royce plc strukturiert. Sie beinhaltet nicht Bergen Engines und das Naval Business von Rolls-Royce. Allerdings werde KONGSBERG im Rahmen einer Handelsvereinbarung weiterhin Zugang zu Produkten von Bergen Engines erhalten, das Teil von Rolls-Royce Power Systems bleibt Die Motorenpalette von Bergen, sowohl für Diesel- als auch für Gasmotoren mit mittleren Drehzahlen, ist eine Schlüsselkomponente, die es KONGSBERG ermöglichen werde, eine führende Position in der Weiterentwicklung integrierter Schiffssysteme einzunehmen. KONGSBERG werde auch ein wichtiger Partner und Lieferant für das Defence-Geschäft von Rolls-Royce bei der Lieferung von kommerziellen Marineprodukten auf Marineschiffen, erklärt Rolls-Royce.
Der endgültige Kaufpreis wird auf der Grundlage der Barmittel, Schulden und des Umlaufvermögens von Rolls-Royce Commercial Marine zum Zeitpunkt des Abschlusses der Transaktion festgelegt.
„Die maritime Industrie hat in den letzten Jahren herausfordernde Marktbedingungen erlebt. Obwohl weiterhin Unsicherheit im Markt bestehen, erwarten wir Wachstum, für das Technologie und Innovationen die Schlüsselfaktoren sein werden. Seit mehr als 200 Jahren ist KONGSBERG ein Pionier für Hightech-Industrieentwicklungen mit langfristiger Perspektive. Die Übernahme von Rolls-Royce Commercial Marine entspricht unseren Wachstumsambitionen“, sagt Eivind Reiten, Vorstandsvorsitzender von KONGSBERG.
Die Übernahme von Rolls-Royce Commercial Marine mache das Unternehmen zu einem umfassenderen Zulieferer für die maritime Industrie, ergänzt Geir Håøy, CEO und Präsident von KONGSBERG.
KONGSBERG ist in mehr als 25 Ländern vertreten, während Rolls-Royce Commercial Marine in 34 Ländern aktiv ist. Rolls-Royce Commercial Marine beschäftigt rund 3.600 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 8,9 Milliarden NOK (2017). KONGSBERG hat rund 7.000 Mitarbeiter und erzielte 2017 einen Umsatz von 14,5 Milliarden NOK. Zusammen haben beide Unternehmen rund 30.000 Schiffe weltweit mit verschiedenen Komponenten ausgerüstet.
Rolls-Royce Commercial Marine habe aufgrund der schwierigen Marktbedingungen im Zusammenhang mit Offshore-Aktivitäten in jüngster Zeit mit erheblichen Problemen zu kämpfen, die Aktivitäten im maritimen Bereich wurden zurückgefahren, heißt es in der Mitteilung von KONGSBERG. Im vergangenen Jahr wies das Unternehmen einen operativen Verlust von 70 Millionen Britischen Pfund aus, der sich im Finanzergebnis des Konzerns widerspiegelt. Mitte Juni hatte Rolls-Royce angekündigt, dass im Rahmen einer Umstrukturierung in den nächsten 24 Monaten 4.600 Arbeitsplätze gestrichen werden.
KONGSBERG wird den Erwerb von Rolls-Royce Commercial Marine durch eine Kombination aus einer Kapitalerhöhung und einer Anleihe finanzieren. Der Kaufpreis werde bei Abschluss der Transaktion in bar bezahlt. Die Erhöhung des Aktienkapitals setzt die Zustimmung der Generalversammlung von KONGSBERG mit mindestens zwei Dritteln der Stimmen voraus. Die norwegische Regierung hat mitgeteilt, sich entsprechend ihrer Anteile – der Staat besitzt 50.001 Prozent der Anteile an der Kongsberg Gruppe – mit 2,5 Milliarden NOK zu beteiligen. Die Zustimmung der Regierung werde vorbehaltlich der Zustimmung des norwegischen Parlaments Storting erteilt, teilte die Regierung mit. Die Bedingungen der Emission müssten akzeptabel und marktfähig sein und es dürften keine wesentlichen neuen Informationen bis zur Hauptversammlung, die über die Frage entscheiden wird, zutage treten.
Aktionäre, die zusammen 19,7 Prozent der Anteile an KONGSBERG halten, haben sich nach Angaben von KONGSBERG verpflichtet, auf der Generalversammlung für die Emission zu stimmen. Zusammen mit dem Staat repräsentieren diese Aktionäre 69,7 Prozent der Anteile an der Gesellschaft. Finanzberater des Ministeriums war die Pareto Securities AS.
Die Übernahme werde die norwegische Eigentümergemeinschaft im weltweit führenden norwegischen maritimen Cluster stärken, während das Unternehmen eine stärkere nordische und internationale Position einnehmen wird, erklärte der norwegische Technologiekonzern.
Die Transaktion soll im ersten Quartal 2019 abgeschlossen sein.