
Oslo, 16. November 2017. Die norwegische Zentralbank Norges Bank empfiehlt in einem Brief an das Finanzministerium die Entfernung von Öl- und Gasaktien aus dem Benchmark Index des Government Pension Fund Global (GPFG). Nach Ansicht der Bank wird ein Ausstieg aus den Öl- und Gasunternehmen das Vermögen der Regierung weniger anfällig machen, wenn die Öl- und Gaspreise dauerhaft zurückgehen. Öl- und Gasaktien machen derzeit rund sechs Prozent des Benchmark Index der GPFG oder etwas mehr als 300 Milliarden NOK, etwa 30,9 Milliarden Euro, aus.
“Dieser Rat basiert ausschließlich auf finanziellen Argumenten und auf Analysen des gesamten Öl- und Gasrisikos der Regierung und spiegelt keine besondere Sicht auf zukünftige Entwicklungen der Öl- und Gaspreise oder auf die Rentabilität oder Nachhaltigkeit des Öl- und Gassektors wider“, sagte der stellvertretende Gouverneur, Egil Matsen.
Seit der Gründung der GPFG hat Norges Bank entsprechend den Vorgaben des Mandats das Finanzministerium bei der Anlagestrategie der GPFG beraten. Die Beratung der Bank basierte größtenteils darauf, wie sich Änderungen der Anlagestrategie auf Rendite und Risiko für den Fonds im einzelnen auswirken können. Da der Anteil des Fonds am Staatsvermögens größer sei als je zuvor und einen integralen Bestandteil der Fiskalpolitik darstelle, rege der Vorstand von Norges Bank Investment Management im Strategieplan 2017-2019 an, die Anlagen auf breitere Füße zu stellen, heißt es in dem Schreiben.
Die Analysen von Norges Bank zum Ölpreisrisiko im Vermögen der Regierung basieren auf den künftigen Öl- und Gaseinnahmen der Regierung, den direkten Beteiligungen der Regierung an Statoil und des GPFG. Die Investitionen in den GPFG und die Beteiligung an Statoil führten zu einem Gesamtengagement der Regierung in Öl- und Gasaktien, das doppelt so groß sei wie bei einem breiten globalen Aktienindex. Ziehe man die künftigen Öl- und Gaseinnahmen der Regierung in Betracht, erhöhe sich dieses Exposure noch um ein Vielfaches.
Die Analysen zeigten, dass Öl- und Gasvorräte gegenüber Ölpreisbewegungen deutlich stärker betroffen seien als andere Sektoren, so das Argument der Anlageexperten. In Zeiten stabiler Ölpreise habe sich die Renditen von Öl- und Gasaktien weitgehend parallel zum breiten Aktienmarkt entwickelt. In Zeiten beträchtlicher und anhaltender Ölpreisveränderungen seien die Renditeunterschiede zwischen Öl- und Gasaktien und dem breiten Aktienmarkt jedoch beträchtlich gewesen. Die Rendite von Öl- und Gasaktien sei in Zeiten sinkender Ölpreise deutlich niedriger gewesen als auf dem breiten Aktienmarkt.
Die Anfälligkeit der Staatsvermögens gegenüber einem dauerhaften Fall des Ölpreises könne daher reduziert werden, wenn der Fonds nicht länger in Öl- und Gasaktien investiert, heißt es im Schreiben an die Regierung weiter. Das Finanzministerium teilte mit, es werde den Vorschlag prüfen, aber eine Entscheidung sei nicht vor dem Herbst 2018 zu erwarten.
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