
Trondheim, 26. Oktober. Zum ersten Mal ist in einem norwegischen Labor die Kultivierung der roten Porphyra-Alge gelungen. Wie das Institut SINTEF Fisheries and Aquaculture mitteilt, könne sich daraus ein bedeutender neuer Wirtschaftszweig entwickeln. Die rote Alge ist jedem Sushi-Liebhaber als „Nori“ bekannt – das essbare Seegras, mit dem die kleinen Sushi-Stücken umwickelt sind.
Porphyra ist ein sehr nahrhaftestes Seegras. Die Alge hat einen hohen Proteingehalt und ist reich an Vitaminen und Mineralien. Sie wird in Asien seit dem 17. Jahrhundert gezüchtet. In Japan ist Nori eines der bedeutendsten Produkte im Bereich Aquakultur.
Die Erforschung der Porphyra-Alge hat sowohl die Zucht als auch die Untersuchung des kommerziellen Potenzials unter norwegischen Bedingungen zum Ziel. Das Projekt wird bis 2017 fortgeführt und ist teilweise finanziert vom regionalen Forschungsfonds RFF Vest und dem Skattefunn.
In die Forschungsarbeiten sind neben dem SINTEF auch die Austevoll Seaweed Farm und der Meisterkoch Ørjan Johannesen, der 2015 den Gastronomiepreis Bocuse d’Or gewann, involviert.

SINTEF-Forscherin Silje Forbord leitet das Projekt. Sie glaubt, dass Norwegen die besten Voraussetzungen hat, an der Spitze der kommerziellen Algen-Kultivierung zu stehen. Das rote Zellophan besitze großes Potenzial, um die norwegischen Gaumen zu verführen. „Wir glauben, dass das rote Seegras eine Schlüsselstellung in der norwegischen Aquakultur einnehmen wird“, sagt Forbord. „Momentan sind sechs oder sieben norwegische Firmen in die Züchtung der Seealge involviert. Um profitabel zu sein, muss der Prozess aber automatisiert werden.“ Nun müssten große Produktionen unter maritimen Bedingungen getestet werden.
Weltweit gibt es über 70 verschiedene Sorten der roten Porphyra, mindesten sieben davon wachsen in norwegischen Gewässern.
Das Forscherteam geht davon aus, dass das norwegische Seegras schon in naher Zukunft als Futter in Fischfarmen verwendet werden kann. Gegenwärtig müssen etwa 70 Prozent des Fischfutters aus brasilianischen Soja-Bohnen hergestellt werden.
„Ebenso wie die Sojabohnen sind auch die norwegischen roten Seegräser reich an Proteinen. Sicher wird es noch einige Jahre dauern, bis wir kommerzielle Seegras-Wälder entlang der norwegischen Küste sehen, aber ich bin überzeugt: Der Tag wird kommen“, sagt der Meeresbiologe Andreas Quale Lavik von der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie NTNU,Trondheim, die ebenfalls an dem Projekt teilnimmt.