Postmann Pat lebt, zumindest hat sein kleines rotes Auto den Weg in die reale Welt gefunden. Seit eineinhalb Jahren flitzt ein Postauto, das verdammt an das Automobil aus der beliebten Kinderfilmreihe „Postmann Pat“ erinnert, u. a. in Norwegen, Deutschland und Neuseeland durch die Straßen.
„Unsere Fahrer werden angehalten, die Leute wollen Fotos machen, am besten natürlich Selfies. Kinder wollen mitfahren – die Leute sind ehrlich interessiert an unseren neuen Fahrzeugen“, sagt Mark Stewart, Chief Operating Officer der New Zealand Post.
Das Fahrzeug, das so viel Aufmerksamkeit erhält, stammt aus Norwegen. Im April 2013 startete der Kfz-Zulieferer Loyds Industri in Borgenhaugen nahe der schwedischen Grenze die Produktion dieser speziell für den Post- und Zeitungsvertrieb konzipierten Fahrzeuge.
Loyds Industri stellt seit vielen Jahren Fahrzeugeinrichtungen her, unter anderem Böden und Trennwände für Fahrerkabinen, Seitenabdeckungen und Beleuchtung. Größter Abnehmer ist Volkswagen in Norwegen und Schweden. „Die Geschäftsführung wollte ein weiteres Standbein aufbauen, so kam es zur Entwicklung eines speziellen Vertriebsfahrzeuges mit Elektromotor“, sagt Marketing-Chef Thor Øivind Johansen.
Im Juli 2015 wurde die Fahrzeugproduktion in ein eigenes Unternehmen, die Paxter AS, ausgelagert. Hier werden nun verschiedene Modelle speziell für den Einsatz im Post- und Zeitungsvertrieb hergestellt. Die Batterie für die Fahrzeuge bezieht das Unternehmen aus China, das Getriebe kommt aus den USA, Komponenten liefern auch chinesische und europäische Unternehmen zu. Das Aushängeschild der Paxter AS ist ein vierrädriges Modell mit offenen Türen, so dass der Fahrer schnell ein- und aussteigen kann. Es hat eine Reichweite pro Batterieladung von bis zu einhundert Kilometern und kann 200 Kilogramm laden. Inzwischen denkt man über neue Produkte nach, E-Cars mit einer größeren Ladefläche, größerer Reichweite und einer höheren Geschwindigkeit.

Umweltfreundlich und effizient
An den Eröffnungsfeierlichkeiten der Paxter AS im April dieses Jahres nahmen Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg und Industrieministerin Monica Mæland teil. Die beiden Damen ließen es sich natürlich nicht nehmen, eine Runde im kleinen roten Auto zu drehen. Allerdings führte nicht nur der Spaß die Politikerinnen nach Borgenhaugen. Die Tatsache, dass das Fahrzeug mit Batterie betrieben wird, garantierte die Unterstützung der Politik und sorgte für die ersten Kunden. Die norwegische Post, als Staatsunternehmen angehalten, Emissionen zu reduzieren, schrieb einen Tender für Fahrzeuge für die Post- und Zeitungszustellung aus. Die Paxter AS gewann. Dementsprechend gingen die ersten 300 Fahrzeuge an die norwegische Post.
„Wir werden die norwegische Post auch weiter beliefern“, sagt Johansen. „Allerdings reicht der norwegische Markt natürlich nicht aus, wir brauchen weitere Märkte.“
Momentan ist Neuseeland der größte ausländische Kunde. Im Juni dieses Jahres wurden die ersten 50 Fahrzeuge an die neuseeländische Post geliefert. In den nächsten zwei Jahren sollen 500 Paxster folgen. „Dann hat die Post die größte E-Mobilflotte des Landes“, erklärt Mark Stewart von der New Zealand Post.
Deutschland soll in zwei Jahren ein Hauptmarkt sein, so Johansen.
Die Stückzahlen, die das Unternehmen bisher nach Deutschland lieferte, sind überschaubar. 25 Fahrzeuge sind im Einsatz beziehungsweise in der Testphase im Vertrieb der DDV Mediengruppe Dresden, zu der u.a. die Sächsische Zeitung, die Morgenpost Sachsen und der Postdienstleister PostModern gehören.
Vom Kunden zum Händler
„Das Thema Elektromobilität beschäftigt den Post- und Zeitungsvertrieb seit zweieinhalb Jahren“, sagt Nikolaus von der Hagen, Vertriebsleiter der DDV Mediengruppe und Geschäftsführer des Unternehmens Ökoflitzer. „Wir haben ein Anforderungsprofil erstellt, wie unsere Fahrzeuge aussehen müssten und sind bei den Marktrecherchen ganz schnell bei Paxter in Norwegen gelandet.“ Auch China und andere Länder hätte man geprüft, aber die Norweger seien der Konkurrenz „um Welten voraus“, so von der Hagen. Die Norweger konnten nach Meinung des Vertriebsexperten ein sehr ausgereiftes Produkt anbieten. Das Konzept sei konsequent auf die Zustellung ausgerichtet. „Die Arbeit mit Paxter mach außerordentlich viel Spaß“, sagt von der Hagen. In den nächsten Jahren will die DDV Mediengruppe Dresden den Bestand auf 60 Fahrzeuge erhöhen. Und weil das Unternehmen so zufrieden ist mit der Zusammenarbeit, hat es mit der Paxter AS eine Vertriebsvereinbarung unterzeichnet und kümmert sich nun als Händler um den Absatz der Ökoflitzer – so das Label in Deutschland – von Flensburg bis nach München. Im Angebot hat das Unternehmen den vierrädrigen Paxter, einen Cargo-Roller und einen Tretrolle. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen 40 Fahrzeuge in Deutschland verkaufen.
Der Preis zwischen 14.000 und 16.000 Euro sei durchaus angemessen, so von der Hagen. „Man muss den Anschaffungspreis ja gegen die Betriebskosten und den Effizienzgewinn aufrechnen. Und dabei schneidet dieses Elektromobil sehr gut ab.“
So haben nicht nur die Kinder Spaß an dem kleinen roten Auto. Auch gestandenen Managern zaubert der Flitzer aus Norwegen ein Lächeln ins Gesicht.
Jutta Falkner