
Hamburg, 8. September. Norwegen war auch auf der diesjährigen internationalen Schiffbaumesse SMM in Hamburg einer der größten Aussteller. Auf 1.200 Quadratmeter präsentierten 45 Unternehmen der Schifffahrernation Norwegen die neuesten Entwicklungen in ihrem Segment. „Wir erleben im Bereich Schifffahrt momentan schwierige Zeiten“, sagt Erlend Prytz, CEO der Norwegian Maritime Exportes, Organisator des norwegischen Gemeinschaftsstandes. „Die norwegischen Firmen sind aber nach wie vor gut im Geschäft“, so Prytz. Grund dafür sei die Tatsache, dass norwegische Unternehmen extrem innovativ sind. „Als Land mit hohen Kosten können wir nicht mit anderen Ländern konkurrieren. Daher müssen die Unternehmen ihren Fokus auf Innovation und Qualität legen. Sie investieren verstärkt in Forschung und Entwicklung, um in ihren Nischen Marktführer zu sein.“

Zu diesen Weltmarktführer gehört unter anderem das Unternehmen Jets, Lieferant kompletter Sanitärsysteme. 50 Prozent aller Schiffe, die mit Vakuum-Toiletten-Systemen funktionieren, liefert das Unternehmen aus Hareid. Unter anderem wurde auch die weltweit größte Yacht des Russen Andreij Melnitschenko, die in Deutschland gebaut wurde, mit Jet-Systemen ausgestattet. „Die SSM in Hamburg zählt für uns zu den wichtigsten Messen“, sagt Kristian Fotland, Area Sales Manager des Unternehmens. Zur diesjährigen Ausstellung präsentierte Jets ein neues Pumpensystem.
Mit Produkten im Bereich maritime Sicherheitsausrüstungen war das Unternehmen Restech Norway über den Händler Nautilus Marine Service GmbH vertreten. Für Kunden, die bereits über ein Sicherheitspaket für Leinenwurfgeräte verfügen, bot das Unternehmen in diesem Jahr ein Update an.
„Die Mehrzahl unserer Aussteller sind kleine Unternehmen“, erklärt Prytz. „Für sie bringt der Gemeinschaftsstand natürlich viele Vorteile. Durch den insgesamt starken norwegischen Auftritt, der auch die politische Prominenz und Medienvertreter an den Stand bringt, werden Besucher natürlich auch viel besser auf die Unternehmen aufmerksam.“ Als Organisator des nationalen Messestandes kümmere sich die Vereinigung Norwegian Maritime Exporters auch um den Aufbau der Messestände und um alle Extrawünsche der Beteiligten. Die gesamte Infrastruktur inklusive verschiedener Meeting-Räume und der Lounge könnten von allen Firmen genutzt werden, so der CEO.
DNV GL: Investitionen in die Digitalisierung
Größter Einzelaussteller Norwegens war das Unternehmen DNV GL, einer der führenden Unternehmen im Bereich Schiffszertifizierung. DNV GL war 2013 aus der Fusion des norwegischen Det Norske Veritas und des Hamburger Zertifizierers Germanischer Lloyd entstanden.
Das Thema Digitalisierung, das in diesem Jahr im Mittelpunkt der Schiffbaumesse stand, war auch übergreifendes Thema der DNV-GL-Präsentation. Wie Remi Eriksen, Präsident CEO der DNV GL auf einer Pressekonferenz erklärte, will das Unternehmen in den kommenden Jahren fünf bis sechs Prozent des Profits in Forschung und Entwicklung investieren, um die Digitalisierung voranzutreiben. Die Schifffahrtsbranche müsse insgesamt mehr in neue Technologien investieren, nur so könnten Wettbewerbsvorteile erreicht werden.
Gute Erfahrung habe das Unternehmen in jüngster Zeit mit dem Einsatz von Drohnen für Inspektionen in Tanks gemacht, erklärte Knut Ørbeck Nilsen, CEO DNV GL Maritime. Cyber Security sei ebenso ein Thema wie Kooperationen im Rahmen des Programms ECO Insight Fleet Performance, womit die Kunden unterstützt werden, die Daten ihrer Schiffe besser auszuwerten und für verschiedenen Operationen zu nutzen. 14 Partner seien bereits in das Netzwerk integriert.

Neue Wege beschreitet der Zertifizierer und Ingenieurkonzern DVN GL mit der Kooperation mit Peace Boat. Ein Memorandum of Understanding wurde am ersten Messetag unterzeichnet. Demnach wird DVN GL die japanische Initiative Peace Boat unterstützen, um gemeinsam das erste grüne Kreuzfahrtschiff zu entwickeln.
Das „DNV GL-Forum“ bot während der gesamten Messezeit ein anspruchsvolles Konferenz- und Seminar-Programm zu aktuellen Entwicklung der Schifffahrtindustrie.
DNV GL hat heute in Deutschland 2.900 der im Schiffsregister eingetragenen Schiffe als Zertifizierer unter Vertrag. Damit erreicht das Unternehmen einen Marktanteil von 65 Prozent.
Kongsberg Maritime AS: Kooperationsverträge mit Schneider Electric und Siemens
Die Kongsberg Maritime AS, einer der größten norwegischen Unternehmen im Bereich Schiffsautomatisierung und elektrische Ausrüstungen, stellte in Halle B 6 aus. Während der Messe unterzeichnete Kongsberg Maritime AS ein globales Partnerschaftsabkommen mit Schneider Electric zur weiteren Entwicklung und Zulieferung der Kongsberg K-Power Schaltschränke und damit verbundener Systeme für den maritimen Markt. Wie es in einer Pressemitteilung heißt, stärke diese Vereinbarung die „Energy -Solutions-Strategie“ von Kongsberg, die 2015 etabliert wurde.

Ein zweites Partnerschaftsabkommen wurde mit Siemens unterzeichnet. Hier geht es um Zulieferung von Komponenten für globale Variable Frequency Drives (VFD)-Systeme.
LNG-Netzwerk bei Green Propulsion
Ein weiterer Fokus der Leitmesse lag auf „Green Propulsion“. Eigens dafür hatten die Organisatoren die Halle A5 mit 3.500 Quadratmeter zusätzlicher Ausstellungsfläche konzipiert. Hier stellte sich das erst im Januar dieses Jahres gegründete norwegische LNG-Netzwerk vor. Getragen von sieben Partnern sieht es seine Aufgabe darin, LNG als Kraftstoff in der Schifffahrt weiter zu verbreiten. „Die Messe ist eine gute Gelegenheit, um unsere Erfahrungen mit den Einsatz von Flüssiggas in der norwegischen Schifffahrt zu demonstrieren“, sagt Sven Halvorsen, CEO des Unternehmens Torgy und Vertreter des LNG-Netzwerkes in Hamburg. Deutschland sei ein guter Markt für LNG-Shipping, so Halvorsen.
Erstmals war auch das Cluster Maritime Clean Tech zur SMM, ebenfalls im Bereich „Green Propulsion“, vertreten. Sechs der insgesamt 61 Unternehmen, die sich in dem Verbund zusammengeschlossen haben, sind mit nach Hamburg gekommen: Bostek, Fjellstrand, Norwegian Electric Systems, PBES und Servogear og Westcon. Ziel der unabhängigen Vereinigung ist es, Innovationen zur Reduzierung von Treibhausgasen im Bereich Schiffbau voranzutreiben.

„Vision of the Fjords“ ist Schiff des Jahres
Wie zu jeder Schiffbaumesse in Hamburg, so wählte das norwegische Fachmagazin Skipsrevyen auch in diesem Jahr das Schiff des Jahres. Die Wahl fiel auf die „Vision of the Fjords“, ein Sightseeing-Schiff, gebaut auf der Werft Brødrene Aa, das im Juli an den Betreiber The Fjords ausgeliefert. Der Katamaran ist mit einem Hybrid-Elektro-Motor ausgestattet und fährt während der Rundreisen mit Touristen nur mit dem Elektromotor. Er wurde in Leichtbauweise mit Carbon-Fasern gebaut. Dilek Ayhan, Staatssekretärin im norwegischen Ministerium für Handel, Industrie und Fischerei, überreichte die Auszeichnung.
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