
Stavanger, 29. August 2016. Erdgas-Produzenten wie Norwegen sollen auf der europäischen Bühne in Brüssel mehr Flagge zeigen und für eine sichere Förderung und eine verlässliche Versorgung in Europa heute und in Zukunft gemeinsam stärker Position beziehen. Das sagte Mario Mehren, Vorstandsvorsitzender der Wintershall, auf einer Pressekonferenz anlässlich der größten norwegischen Energiemesse Offshore Northern Seas (ONS) Ende August in Stavanger. Norwegen und Russland bilden nach Ansicht von Mehren mit der Europäischen Union das Energiedreieck, das die Energieflüsse für Europa ausbalanciert und die Versorgung sichert. Norwegen sei zusammen mit Russland der wichtigste Energielieferant für die EU – und auch für Deutschland. Im vergangenen Jahr stammte jeder dritte nach Deutschland importierte Kubikmeter Erdgas aus dem skandinavischen Land.
Es sei von großer Bedeutung, den Energiemarkt in Europa besser auszubalancieren. „Dafür gibt es keine einfachen Stellschrauben. Es geht nicht allein um den Ölpreis, das Pariser Abkommen oder den noch immer nicht vollendeten Binnenmarkt. Es geht um die Wechselwirkungen und wie die Faktoren sich gegenseitig verstärken“, erklärte Mehren. Bei allen aktuellen Ausschlägen müssten ökonomische, soziale und ökologische Interessen in Balance mit der Versorgungssicherheit in Europa stehen. Europa brauche jetzt Pragmatismus und verantwortliches Handeln. Das gelte insbesondere für die Versorgung mit klimaschonendem Erdgas.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich Wintershall, Deutschlands größter international tätiger Erdöl- und Erdgasproduzent, zu einem der wichtigsten Produzenten in Norwegen entwickelt. Bei den aktuellen Preisen für Öl und Gas stehe dieses Engagement trotz effizientestem Projektmanagement derzeit vor wirtschaftlichen Herausforderungen. „Klar ist, wir investieren hier als Unternehmen betriebswirtschaftlich. Das heißt: Wir wollen und wir müssen in Norwegen Gewinne machen. So tragen Unternehmen am besten zur Volkswirtschaft bei“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Die Regierungen der produzierenden Länder müssten dafür die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen und die Balance aktiv mitgestalten, damit Investitionen sich rechnen. Dazu würden auch steuerliche und regulatorische Rahmenbedingungen gehören.
Unternehmen müssen Effizienz und Profitabilität steigern
Aber nicht nur die Regierungen, so betonte Mehren, auch die Unternehmen müssen auf die veränderten Rahmenbedingungen und das geänderte Preisumfeld reagieren. „Ein einfaches ‚Weiter so‘ kann es für die Öl- und Gasunternehmen angesichts der aktuellen Herausforderungen nicht geben. Die Unternehmen müssen gezielt daran arbeiten, ihre Effizienz, ihre Performance und damit ihre Profitabilität zu steigern.“
In den vergangenen Jahren hat das BASF-Tochterunternehmen in Norwegen die tägliche Produktion von 3.000 auf mehr als 80.000 Barrel Öläquivalent (boe) erhöht. Regierungen und Unternehmen müssten jeweils ihren Teil dazu beitragen, damit die Arbeit in Ländern mit hohen Kosten Zukunft hat, so Mehren.
Eigenoperiertes Feld Maria: ein Vorzeigeprojekt
Martin Bachmann, im Wintershall-Vorstand zuständig für Exploration und Produktion Europa und Middle East, informierte über das Projektmanagement des Wintershall-Vorzeigeprojektes auf dem Kontinentalschelf. „Für das Feld Maria in der Norwegischen See setzen wir eine überaus kreative und hocheffiziente Entwicklungslösung um“, sagte Bachmann. Das Feld Maria ist der erste Wintershall-Fund in Norwegen, der in die Produktion überführt wird.
Im Sommer 2016 installierte Wintershall hier zwei Unterwasser-Templates auf dem Meeresgrund in 300 Metern Tiefe. Damit verbindet Wintershall Maria mit den nahegelegenen Plattformen Kristin, Heidrun und Åsgard B und nutzt somit die bereits vorhandene Infrastruktur. „Durch diese kostensparende Lösung, die einen Plattformneubau überflüssig macht, ermöglichen wir die Entwicklung und Produktion aus diesem Feld, selbst unter herausfordernden Marktbedingungen.“
Wintershall investiere weiterhin in profitable Projekte in den Schwerpunktregionen des Unternehmens und sichere durch effizientes Projektmanagement, wie etwa im Projekt Maria, langfristige Investitionen. Das eigenoperierte Maria-Feld verfügt über geschätzt 180 Millionen boe an technisch gewinnbaren Ressourcen, das meiste davon ist Erdöl. Der Produktionsstart ist für 2018 geplant.
Langzeit-Engagement in Norwegen: Aasta Hansteen
Ein weiteres Schlüsselprojekt für Wintershall ist Aasta Hansteen (Betriebsführer Statoil), eines der umfangreichsten Entwicklungsprojekte in der Norwegischen See, bei dem Wintershall 24 Prozent der Anteile hält. Aasta Hansteen zählt zu den hochkomplexen Industrieprojekten Europas und verfügt über ein großes Rohstoffpotenzial.
Mit Aasta Hansteen baut Wintershall nicht nur ihr Engagement in Norwegen aus, sondern stärkt auch die Position des Unternehmens in der Norwegischen See. Die förderbaren Ressourcen werden auf 45 Milliarden Kubikmeter (Sm3) Gas geschätzt. Die vollständige Investition für Aasta Hansteen beträgt laut dem Betriebsführer Statoil 37,5 Milliarden NOK. Das PDO (Plan for development and operations) wurde durch die norwegischen Behörden 2013 genehmigt. Teil der geplanten Feldentwicklung ist eine SPAR-Plattform. Diese Installation ist die erste ihrer Art auf dem Norwegischen Kontinentalschelf. Die Produktion aus dem Aasta-Hansteen-Feld findet unter anspruchsvollen Bedingungen statt, da sich der Fund weit vor der Küste und weit entfernt von bereits etablierten Infrastrukturen befindet.
Ein wesentlicher Meilenstein für das Projekt war die 2015 abgeschlossene Installation der Polarled Pipeline. Die Unterwasser-Pipeline soll Gas von Aasta Hansteen und den benachbarten Feldern an die Westküste Norwegens transportieren. Die 481 Kilometer lange Polarled ist die größte Offshore-Pipeline in Nordeuropa und die erste, die den Polarkreis kreuzt.
Die Wintershall Holding GmbH mit Sitz in Kassel ist eine 100-prozentige Tochter der BASF in Ludwigshafen und seit 120 Jahren in der Rohstoffgewinnung aktiv, mehr als 85 Jahre davon in der Suche und Förderung von Erdöl und Erdgas.